— 93 —
Das Gefolge des Papstes, die große Zahl der Kardinäle,
Erzbischöfe und Bischöfe, die den Statthalter Christi
umgaben, wetteiferten an Glanz mit der kaiserlichen Hof¬
haltung; aber neben den Rittern und hohen geistlichen
Würdenträgern waren es auch die bürgerlichen Abgeord¬
neten der Städte, die hier zum erstenmale zeigten, daß
sie es vermochten, eine Pracht zu entfalten, die ihrem
großen Reichtum entsprach.
Nachdem so die Versöhnung zwischen dem Papst und
dem Kaiser vollzogen war, kehrte letzterer nach Deutsch¬
land zurück, mit der festen Absicht, jetzt Vergeltung zu
üben an dem Welfen Heinrich dem Löwen. Dieser lag
gerade vor Demmin, als er die Kunde von der von ihm
so verhängnisvollen Aussöhnung erhielt. Die Nachricht
traf ihn wie ein Donnerschlag; er wußte, was nun
kommen werde. Schnell schloß er deshalb Frieden mit
den Wenden und kehrte nach Braunschweig zurück. Kaum
war er dort angelangt, als er schon die Ladung erhielt,
sich einem Reichsgericht zu stellen, das in Worms zusammen¬
trat. Aber im Trotz weigerte sich Heinrich, vor diesem
Gericht sich zu verantworten, und ebensowenig folgte er
einer zweiten und dritten Aufforderung, die ihn nach
Goslar und Magdeburg berief. Desgleichen lehnte er
einen Vergleich ab, den der Kaiser ihm anbot, wonach
Heinrich eine Strafe von 5000 Mark Silber zahlen
sollte. Als so alle Versuche gescheitert waren, sprach der
Kaiser auf dem Fürstentage zu Würzburg im Januar
1180 die Reichsacht über den Herzog aus und erklärte
ihn aller seiner Reichslehen, insbesondere der beiden
Herzogtümer Bayern und Sachsen verlustig. Bayern
sollte Graf Otto von Wittelsbach erhalten, der in den
italienischen Feldzügen sich um den Kaiser sehr verdient
gemacht und ihm einmal bei Verona sogar das Leben ge¬
rettet hatte; Sachsen sollte unter mehrere Herren, geist¬
liche und weltliche, geteilt werden.
Aber nicht ohne die heftigste Gegenwehr ergab sich Herzog
Heinrich dem Kaiser, und seine zahlreichen Feinde, die sich
schon in Gedanken seine Besitzungen teilten, jubelten zu früh.