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das er wenig Stunden vorher auch nicht einmal dem Namen nach gekannt
hatte. Sage mir nun noch einer: „Wer ungebeten zur Arbeit geht, geht
ungedankt davon.“
Zu seiner Besoldung gehörte unter anderm ein Grundstück, das er all—
jährlich mit Kartoffeln oder andern Gemüsepflanzen bestellte. Als er den
Acker zum erstenmale in Augenschein nahm, bemerkte er auf dem Fahrwege
verschiedene Löcher, in welche die Wagen bald rechts, bald links schlugen.
— „Warum füllt ihr doch die Löcher nicht mit Steinen aus?“ fragte
Meister Hämmerlein die Nachbarn, welche ihm den Acker zeigten. — „Ja,“
i0 sagten diese „man kann immer vor andern Arbeiten nicht dazu kommen.“
— Was that aber Meister Hämmerlein? — So oft er auf seinen Acker
ging, las et von ferne schon Steine zusammen und schleppte deren oft beide
Ärme voll bis zu den Löchern. Die Bauern lachten, daß er, der selbst
kein Gespann hielt, für andere den Weg besserte; aber ohne sich stören zu
is lassen, suhr Meister Hämmerlein fort, jedesmal wenigstens ein paar Steine
auf dem Hin⸗ und Herwege in die Löcher zu werfen, und in etlichen
Jahren waren sie ausgefüllt — Seht ihrs,“ sagte er nun, „hätte ein
jeder von euch, der leer die Straße fuhr, auf dem Wege die Steine zu—
fammengelesen, auf den Wagen geladen und in die Löcher geworfen, so wäre
20 der Weg mit leichterer Mühe in einem Vierteljährchen eben geworden.“
231. Der Blinde und der Lahme.
Gellert.
1. Von ungefähr muß einen Blinden 38. Entschließ du dich, mich fortzutragen,
Ein Lahmer auf der Straße finden, So will ich dir die Stege sagen:
Und jener hofft schon freudenvoll, So wird dein starker Fuß mein Bein,
Daß ihn der andere leiten soll. Mein helles Auge deines sein.“
2. , Bir,“ spricht der Lahme, bei- 4. Der Lahme hängt mit seinen
zustehen? Krücken
Ich armer Mann kann selbst nicht gehen. Sich auf des Blinden breiten Rücken;
Doch scheint's, daß du zu einer Last Vereint wirkt also dieses Paar,
Noch sehr gesunde Schultern hast. Was einzeln keinem möglich war.
232. Fritz Oberlin.
Stern
so Eine Bäuerin bot in Straßburg Eier in einem Korbe zum Verkauf
aus. Zwei mutwillige Knaben rannten an den Korb, stießen denselben um
und machten sich mit Lachen davon. Der kleine Oberlin, später Pfarrer
in Steinthal, sah diesen Streich der losen Knaben mit an. Ungesäumt lief
er nach Hause, holte seine wohlgefüllte Sparbüchse, kehrte alsbald zurück
zs und schütlete all sein Geld in die Schürze der Bäuerin. Auf das schnellste
entfernte er sich wieder, und die Bäuerin konnte ihm nicht einmal danken.
Ein anderinal ging Oberlin bei einer Trödlerin vorüber. Ein armes
Weib handelte um ein altes Kleidungsstück; es fehlten ihr nur noch zwei
Groschen zum geforderten Preise. Sie mußte vom Ankausfe des Kleides ab—
stehen und ging betrübt davon. Fritz Oberlin bemerkte den Handel; er
wartete nur auf den Augenblick des Weggehens der Armen, alsdann ging