Full text: Der deutsche Kinderfreund

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VII. GesundheiLslehre. 
der heftiaen Reitzung ein Bluthusten und Lungensucht; die 
gewöhnliche Folge ist die Wassersucht. Dabei werden die 
Seelenkräfte ebenfalls geschwächt; die Säufer verlieren 
. endlich so ganz das Gedächtniß und die Urtheilskraft, 
Laß sie zu den meisten Geschassten gar nicht mehr zu ge¬ 
brauchen sind. Eben dies ist der Fall bei Weinsäufern. 
Oer Wein ist zum täglichen Getränk für Gesunde nicht 
tauglich; nur als stärkende Arznei sollte er von Kranken 
getrunken werden. Wer gesund ist, der trinke nur dann 
Wein, wenn er durch starke Arbeiten oder langes Gehen 
ermattet ist, oder dann, wenn er ein Mal mehr Lebhaftig¬ 
keit und Frohsinn, als gewöhnlich, zu haben wünscht. Soll 
aber der Wein stärken und fröhlich machen, so muß man 
wenig trinken. 
Heitmann erbte von seinemredüchenVater Haus undHof im 
besten Stande. Schöne Pferde, Kühe und Schweine waren in den 
Ställen ; die Gärten voll schö ner Obstbäume, und das Akkerland 
tru g reichlich Kgrn und Hülsenfrüchte. Auch baares Geld efbto 
Heitmann von seinem Vater; denn dieser war arbeitsam und 
sparsam gewesen, so lange er lebte. In den erslenJahren war auch 
Heitmann ein recht guterkVirth, und es ging ihm sehr wohl. 
Aber eben dieser Wohlstand, indem erlebte, verleitete ihn zum 
Müssiggange, und er gewöhnte sich, alle Nachmittage in ein 
Wirthshaus zu gehen, und da bis an den spätenAbend zu bleiben. 
Dort fand er Säufer, mit welchen er spielte ; und die ihn nach und 
nach zum Brannteweintrinken verleiteten, um ihn dann, wenn er 
berauscht war,desto leichter im Spiele Geld abzugewinnen. Bald 
fiel er so tief in das Last er der Trunkenheit, dass er oft, wenn er 
umMitternacbt taumelnd nac h Hause kam, seineFrau schlug,und 
das Gesinde mishandelte. Von diesem ward er endlich bei der 
Obrigkeit verklagt, die ihn nun mit Gefängnissstrafe drohte, 
wenn er sich noch ein Mal an den Seimigen vergriffe. Bei nüch¬ 
teren Muthe versprach er Besserung, aber am folgenden Tage war 
er schon wieder betrunken. So verschwendete er nach und nach 
all’ seinbaaresGeld, und fing nun an, seinerFrau heimlich Speck, 
-Würste, Leinen undKleidungsstukkewegzunehmen, um sie an 
schlecht eLeute, die ihn in seinem Laster bestärkten, zu verkaufen, 
Dadurch kam der unglückliche Mann endlich so weit, dass er die 
Abgaben nicht mehr bezahlen konnte, und eih Stück Vieh nach 
dem andern um einen sehr niedrigen Preis verkaufen musste, 
denn bei dem Saufen batte er das Vieh versäumt, und so war ei in 
, schlechtem Stande. Eines Tages kam -Heitmann spät, aus »lern 
\Virlhshause,ols allcEinwohmer deslio ries schon im üefcnSchla- 
fe lagen. Halb betrunken schwärmte er umher,.und kam auf den 
unglücklichen Einfall, dem vor dem Dorfe wohnenden Müller 
eincmSehreck einzujagen.Ep- taumelte hin, brüllte vor der Mühle, 
war wiciltv still, und suchte ins'IIaus zu kiflpniem Drasch das Ge¬
	        
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