Full text: Der deutsche Kinderfreund

188 IX. K on der Zeitrechnung und vom Kaleàr. 
wenn es finster ist, gegen ein Licht; nicht wahr, so wird 
nur die eine Hälfte der Kugel von dem Lichte erleuchtet, und 
die andere nicht? Es sieht also freilich alle Tage so aus, als 
ob die Sonne unterginge, weil wir die allmählige Bewe¬ 
gung unserer Erde unmöglich wahrnehmen können, so wenig 
. wir es wahrnehmen, daß ein Schiff allmählig auf dem Flusse 
fortschwimmt, wenn wir nicht ettvn ein besonderes Merk¬ 
zeichen haben, woran wir dies erkennen. 
Daß man also die Zeit in Zahre eintheilt, und drei 
hundert fünf und sechzig Tage zu einem Zahre rechnet, 
dies kommt daher, weil man alle Tage die Sonne erschei¬ 
nen und wieder verschwinden sah. lind nun gebt ein Mal 
recht Acht auf die Sonne, so werdet ihr bemerken, daß sie 
nie an demselben Orte des Himmels erscheint und ver¬ 
schwindet. Ln manchen Monaten scheint sie nur kurze Zeit, 
weil diejenige Hälfte unserer Erde, welche wir bewohnen, 
sich nach sechs oder acht Stunden schon wieder von der 
Sonne abkehrt; in manchen Monaten aber sehen wir die 
Sonne sechzehn bis siebzehn Stunden am Himmel, weil in 
dieser Zeit diejenige Hälfte unserer Erde, auf der wir 
wohnen, sich für so lange Zeit der Sonne zukehrt. Es 
giebt also Monate im Zahre, wo unsere Tage kurz, und 
dann folglich auch die Nächte desto länger sind; und wie¬ 
derum andere Monate, in welchen wir kurze Nächte und 
lange Tage haben. Zwei Mal im Zahre, nämlich den ein 
und zwanzigsten März und den drei und zwanzigsten Sep¬ 
tember, ist der Tag bei uns gerade eben so lang, als die 
Nacht, also beim Anfang des Frühlings und Herbstes. 
Den kürzesten Tag im Zahre haben wir am ein und 
zwanzigsten December, und den längsten am ein und 
zwanzigsten Zuni. 
Nun wissen wir alle, woher die Abwechselung von 
Tag und Nacht entsteht; nämlich von dem Umdrehen 
der Erde um sich selbst, oder, wie man auch sagt, um 
ihre Axe. Wir wissen auch, daß am Ende eines Zahns, 
oder eines Zeitraums von drei hundert fünf und sechzig 
Tagen, noch sechs Stunden übrig bleiben, weil die Erde 
gerade so viel Zeit gebraucht, um ihren Lauf um die Sonne 
zu vollenden. Diese überzähligen sechs Stunden rechnet 
man allemal im vierten Zahre zusammen, und macht einen 
Tag daraus, ^en man den Schalttag nennt', weil er 
dem jedesmaligen vietten Zahre eingeschaltet wird, und
	        
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