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Dritte Abtheilung.
starb bald nach der Geburt einer Tochter, und eine unacht¬
same Wärterin ließ das Kind so fallen, daß es bei aller Sorg¬
falt des Arztes doch sehr gebrechlich wurde, auswuchs und lahm
ging. Die ältere Tochter war blödsinnig, d. h. es fehlte ihr an
gesundem Menschenverstände; sie konnte es nicht bis zum Lesen
bringen und war zu sehr wenigen Geschäften brauchbar. Und
doch gab es unverständige Kinder und lieblose Erwachsene, welche
diese bedauernswerthen Menschen neckten, verspotteten und auf
alle Art mißhandelten. Diese Armen konnten sich nicht sehr ver¬
theidigen und wurden noch mehr ausgelacht, wenn sie sich für die
Beschimpfungen und Mißhandlungen rächen wollten und nicht
konnten. Doch traf die Blödsinnige einst einen muthwilligen
Knaben, der sie verfolgte, mit einem Steine so an die Stirn, daß
er hinstürzte, und sie hätte ihn vielleicht todt geschlagne, wenn ihn
nicht andere Menschen, retteten. Solche unglückliche Menschen
werden nicht selten bei Beleidigungen sehr heftig und gefährlich.
Zum Unglück starb auch der Vater, der freilich nicht immer zu
Hause sein konnte, doch redlich für seine gebrechlichen Kinder sorgte,
aber ihnen nur ein kleines Vermögen hinterließ. Nun schienen
sie ganz verlassen und alten Mißhandlungen Preis gegeben zu
sein. Sie hatten noch einen Bruder, der aber auf seiner Wan¬
derschaft, als Schneidergeselle, lange Zeit nichts von sich hatte
hören lassen. Indeß der Prediger, der Schullehrer und andere
gute Menschen nahmen sich der Unglücklichen an und schützten sie
gegen den Muthwillen unverständiger Personen. Sind denn
diese Armen, sprach der Prediger, nicht auch Menschen? Ist
nicht Gott auch Vater und Erhalter der Blinden, Tauben, Stum¬
men, Lahmen, Gebrechlichen? Verdienen wir nicht sein Mißfallen
und seine Strafe, wenn wir uns an solchen bedauernswerthen
Menschen versündigen? Müssen sie nicht viel Gutes entbehren,
was wir genießen? Ist das der Dank gegen Gott für unser
Glück, wenn wir unsern gesunden Verstand und unsere brauchba¬
ren Sinne und Glieder so anwenden, daß wir diese elenden Men¬
schen verspotten und mißhandeln? Da schämten sich die Unverstän¬
digen und die zwei Schwestern blieben in Ruhe.
§. 32. Der brave Bruder.
64 Der Bruder jener zwei Schwestern wurde in den Zeitungen
aufgefordert, nach Hause zu kommen, und er kam. Er sah wol,
daß er hier schwere Pflichten zu übernehmen hätte, allein er blieb.
Er war ein fleißiger und geschickter Arbeiter und hatte seinen