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Den nördlichen Theil deö Reichs durchströmt der Ma-
ranbon oder Amazonen-Fluß, der größte Strom
der Erde. — Ebenen und Gebirge sind mit undurch¬
dringlichen Waldungen beseht. Es gedeihen alle Arten
von Südfrüchten, und an Diamanten, Gold, Bra¬
silienholz, Taback, Baumwolle, Rindvieh,
Fischen und See salz ist großer Ueberstuß; groß
die Menge der Affen, Papageyen, Colibriö,
Strauße, wundervoll die Pracht der Schmetter¬
linge; höchst lästig aber die Anzahl der MuökitoS,
Wanzen, Ameisen, und gefährlich die Niesen-,Klap¬
per- und andere giftige Schlangen, so wie die
bl nt saugen den Fledermäuse. Die Einwohner
sind theils Europäer, theils Neger, theils India¬
ner, theils Mischlinge. — Die Wohnplähe der
Europäer, welche fast alle aus Portugal stammen, sind
rneistentheils in den Küstenstrichen. Das Innere ist fast
allenthalben noch völlig Wildniß und von den rohsten
Indianerstämmen bewohnt, unter welchen wir nur die
Borocudos bemerken wollen, die ihre Kriegsgefange¬
nen verzehren. Bewunderungswürdig ist ihre Körper¬
kraft, Gewandheit und Fertigkeit in den Waffen. Fünf¬
zig Indianer schossen einst in Gegenwart eines Reisen¬
den, in einer Entfernung von 99 Schritt nach einer
Orange und keiner schoß fehl; ein anderer Europäer
war nicht im Stande den Bogen eines zehnjährigen In¬
dianer Knaben zu spannen. Bei aller Rohheit sind diese
Wilden doch sehr gastfrei Legen Fremde. Die Zahl
sämmtlicher Einwohner des Reichs giebt man zu 5 Mil¬
lionen an. Landes - Religion ist die katholische. Die
Indianer sind aber Heyden. Die Landesregierung ist ein¬
geschränkte Monarchie, unter einem Kaiser. Haupt -
und Residenzstadt heißt Rio Janeiro, Hanpthandelö-
plah des Kaiserthums mit 300,000 Einwohnern.