Full text: Enthaltend: Welt-, Erd-, Geschichts- und Vaterlandskunde, nebst einer Zugabe vom Calender (Theil 2)

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Den nördlichen Theil deö Reichs durchströmt der Ma- 
ranbon oder Amazonen-Fluß, der größte Strom 
der Erde. — Ebenen und Gebirge sind mit undurch¬ 
dringlichen Waldungen beseht. Es gedeihen alle Arten 
von Südfrüchten, und an Diamanten, Gold, Bra¬ 
silienholz, Taback, Baumwolle, Rindvieh, 
Fischen und See salz ist großer Ueberstuß; groß 
die Menge der Affen, Papageyen, Colibriö, 
Strauße, wundervoll die Pracht der Schmetter¬ 
linge; höchst lästig aber die Anzahl der MuökitoS, 
Wanzen, Ameisen, und gefährlich die Niesen-,Klap¬ 
per- und andere giftige Schlangen, so wie die 
bl nt saugen den Fledermäuse. Die Einwohner 
sind theils Europäer, theils Neger, theils India¬ 
ner, theils Mischlinge. — Die Wohnplähe der 
Europäer, welche fast alle aus Portugal stammen, sind 
rneistentheils in den Küstenstrichen. Das Innere ist fast 
allenthalben noch völlig Wildniß und von den rohsten 
Indianerstämmen bewohnt, unter welchen wir nur die 
Borocudos bemerken wollen, die ihre Kriegsgefange¬ 
nen verzehren. Bewunderungswürdig ist ihre Körper¬ 
kraft, Gewandheit und Fertigkeit in den Waffen. Fünf¬ 
zig Indianer schossen einst in Gegenwart eines Reisen¬ 
den, in einer Entfernung von 99 Schritt nach einer 
Orange und keiner schoß fehl; ein anderer Europäer 
war nicht im Stande den Bogen eines zehnjährigen In¬ 
dianer Knaben zu spannen. Bei aller Rohheit sind diese 
Wilden doch sehr gastfrei Legen Fremde. Die Zahl 
sämmtlicher Einwohner des Reichs giebt man zu 5 Mil¬ 
lionen an. Landes - Religion ist die katholische. Die 
Indianer sind aber Heyden. Die Landesregierung ist ein¬ 
geschränkte Monarchie, unter einem Kaiser. Haupt - 
und Residenzstadt heißt Rio Janeiro, Hanpthandelö- 
plah des Kaiserthums mit 300,000 Einwohnern.
	        
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