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202. Polycarpus.
Ed war einmal ein Polycarpud, der war ein Christ
und zugleich Bischof von Smyrna, und den verfolgten
deßwegen die Heiden und schleppten ihn vor den Rich¬
ter, daß er verbrannt würde, und der Richter that ihm
5. den unverschämten Antrag, daß er Christum lästern
sollte. „Ich diene ihm nun sechsundachtzig Jahre," ant¬
wortete Polycarpud, „und er hat mir kein Uebels gethan.
Wie sollt' ich denn meinen Herrn und Heiland lästern?"
Indeß war er'S gerne zufrieden, daß er verbrannt würde,
10. und dad geschah denn auch.
Was soll man daraus lernen?
Antwort. Daß daö eine gute Herrschaft sein muß,
für welche man nach sechsundachtzigjährigem Dienst noch
gerne durchs Feuer gehen will. Claudius.
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„®elj, Lictor,führ'denBischofvor,
Eh' sich das Volk zerstreut!
Verleugnen soll er öffentlich
Sein Christenthum noch heut'!
Und zögert er und schwört sich nicht
Von seinem Jesus los,
So schützet ihn sein Alter nicht,
So ist der Tod sein Loos."
Der Prätor rief 3, der Lictor ging,
Und Polycarp erschien,
Und wankt, auf seinen Stab gestützt,
Getrost zum Richtstuhl hin.
Sein Silberhaar, sein milder Blick,
Sein Himmel im Gesicht
Rührt bis zu Thränen Greis und
Kind,
Rührt nur den Prätor nicht.
Der Heide sprach: „Entsage laut
Dem Christenglauben hier!" —
-Hoff' Alles sonst,“ versetzt der
Greis,
„Nur dies hoff' nicht von mir!"
„Und schwörst du dich zur Stelle
nicht
Von deinem Jesus los,
So schützet dich dein Alter nicht,
So ist der Tod dein LooS."
-Dein Dräuen, Richter, trennt
mich nicht
Von Jesus, meinem Herrn;
Polycarp.
Und wenn ich für ihn sterben muß,
So sterb' ich für ihn gern." —
„Verblendeter, erblickst du dort
Den Scheiterhaufen nicht?" —
„Kein Scheiterhaufen schreckt mein
Herz,
Wenn Gott gebeut und Pflicht."
„So büße denn für deinen Trotz
Im Feuertode dort!
Geh, Lictor,schlepp ihn ungesäumt
Zum Scheiterhaufen fort!"
Der Lictor riß ihn ungesäumt
Zum Scheiterhaufen hin,
Und band ihn an den Marterpfahl
Und schlug mit Fäusten ihn.
Noch einmal schallt's vom Prä¬
torstuhl :
„Schwör dich von Jesus los!"
„Eh', rief der fromme Heros laut,
„Eh' sei der Tod mein LooS!"
Der Prätor winkt, der Lictor legt
Die Fackel hastig an,
Undaus demHolzstoß lodernschnell
Die Flammen hoch hinan.
Still duldend steht der Greis am
Pfahl,
Umsprüht von Flammenglut;
Still duldend blickt er himmelwärts
Und stirbt voll Heldenmuth.