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¡gibt er den besten Weinessig, deftillirt den besten indischen Arrak, ge¬
lkocht viel Zucker. Kein Theil der Kokospalme scheint unbenutzt zn
bleiben; selbst das Holz des alten Kokosbaumes zn Pulver gerieben
und mit dem Saft der Hülle der unreifen Nuß zu einem Teige ge¬
mengt, in Kokosschalen gekocht und auf dem Feuer geröstet, wird zu
j einer Speise bereitet^)
So gehören also diese Pflanzen zu den köstlichsten Geschenken,
welche der Schöpfer den Völkern der heißen Zone gegeben hat. Wer
sollte bei der Betrachtung derselben sich nicht gedrungen fühlen, die
unendliche Güte Gottes zu bewundern, welche in einen einzigen Baum
solch reichen Segen legt, und mit dem heiligen Dichter auszurufen:
1 Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist! Wohl dem, der
auf ihn trauet! Pf. 34, 9. \
i«-"" Bei Neuenstadt am Kocher steht eine Linde, an welcher Jeder¬
mann eine Freude hat, wer sie sieht; fährt man mit einer Schnur
um den Stamm, so findet man, daß dieser Riese von Baum sechs
und dreißig Schuh im Umfang mißt; vor Alter ist aber jetzt der
Stamm so zerrissen und vertheilt, daß man meint, es seien mehrere
Bäume, nicht bloß einer; geht man außen an den Aesten umher, wo
diese aufhören, so findet man, daß sie 400 Schuh im Umkreis haben.
Diese Linde war aber schon vor mehr als 600 Jahren berühmt wegen
ihrer Größe; in einer alten Urkunde vom Jahr 1229 heißt es: die
neue Stadt sei hinauf an die Heerstraße an den großen Baum
gebaut worden. Im Jahr 1408 heißt es in einer Chronik: vor dem
Thor eine Linde staht, die sieben und sechzig Säulen hat. Auch
Herzog Christoph sorgte für die große Linde; er ließ ihre vielen und
großen Aeste durch steinerne und hölzerne Säulen stützen, weil der
Baum die Last sonst nicht mehr hätte tragen können, und da mußte
man in allem nicht weniger als hundert und fünfzehn Säulen machen.
Das ist ein ehrwürdiger Baum, auf dessen jungen Zweiglein die
Vögel vielleicht noch unsern heidnischen Voreltern vorgepfiffen haben;
denn er ist wohl schon über 1000 Jahre alt!
Viel jünger wird auch die prachtvolle Eiche uicht sein, welche
etliche Stunden oberhalb Tübingen im Wald bei Nehren steht. Der
Wetterstrahl hat ihr schon etlichemal hart zugesetzt; trotzdem hebt sie
ihr Haupt noch hoch empor über die andern Bäume und sieht wie
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