Da ward den Kindern wohl ums Herz; und als der Vater fort
war, da betete Bertha: „Lieber Gott und Vater im Himmel! wir
danken Dir, daß Du uns die Mutter nicht sterben ließest." —
Gott kann dem Menschen das Leben nehmen oder er¬
halten. Darum sollen wir zu Gott beten und bitten um Leben
und Gesundheit und sollen ihm danken für diese Gaben.
7. Die Mutter genas. Aber die Großmutter starb plötzlich, als
eben die Kinder an einem anderen Orte bei einem Verwandten auf
Besuch waren. Da sie zurückkehrten, war die Großmutter bereits
begraben. Sie konnten es gar nicht fassen, daß sie nimMer im
Hause sein sollte. Oft redeten die Kinder, als ob die Großmutter
noch lebe, und es gab manchen Tag Anlaß, daß sie sich ihrer Güte
ganz besonders erinnerten; denn die Großmutter hatte ihnen viel
Liebes gethan. Da klagten sie einst dem Vater: „Ach! warum hast
du uns nicht heimholen lassen, daß wir die Großmutter noch ein¬
mal gesehen hatten?" Der Vater sprach: „Wir werden sie wieder¬
sehen!" — „Wo?" fragte Karl schnell. — „Droben beim lieben
Gott!" sagte der Vater: „Der Himmel ist unsere wahre Heimat.
Das ist die Wohnung, wo der himmlische Vater alle Seine guten
Kinder versammelt zur ewigen Freude. O, bittet Ihn, daß Ec die
Großmutter bald dort aufnehme." Die Kinder thaten so, gedachten
der lieben Großmutter im täglichen Gebete und hofften mit Freu¬
den auf das himmlische Wiedersehen. — Sie betrachteten
hinfort nie mehr die Wunder der Schöpfung, ohne von frommen
Gedanken ergriffen zu werden. Der Auf- und Untergang der Sonne,
das schöne Abendroth entzückte sie und führte sie hinauf zu Gott,
dem liebenden, dem gütigen, dem überall mit Weisheit und Herr¬
lichkeit schaffenden Vater, und erneuerte in ihnen den Entschluß,
Ihm an Vollkommenheit immer ähnlicher zu werden. Der Glanz
der Sterne erfüllte sie mit Liebe zu dem Schöpfer und Sehnsucht
nach Vereinigung mit Ihm.
Blick' auf zu jenen goldnen Sternen. Wag kann die Erde dir gewähren.
Sie winken dir so freundlich zu. Auf der du Gast und Fremdling bist?
Als riefen sie aus jenen Fernen: ^Du mußt dem Himmel angehören,
Wir sind Geschöpfe, so wie du! iWeil Himmelssehnsucht in dir ist.
101. Der persische Knabe und die Räuber.
Als ich noch ein Knabe war (so erzählt der persische Dichter
Abdul Kaadir aus Ghilan), hatte ich einen Traum,-der mich be¬
wog, meine Mutter zu bitten, eine Reise nach Bagdad mir zu
erlauben, wo ich mein Leben Gott widmen wollte. Nachdem ich
ihr erzählt hatte, was ich in jenem Traume gesehen, weinte sie,
zog achtzig Dinare hervor und sagte, nur die Hälfte dieses Gol-