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den Weinbergen ausgebessert, die Felsen geflickt und gestützt werden. Dann im 
Frühlinge müffen die Winzer die Stöcke aufstellen, den Boden lockern, umgra¬ 
ben und düngen. Und hier fährt man nicht etwa mit einem vierspännigen gro¬ 
ßen Wagen den Dünger auf's Feld hinaus, sondern derselbe muß in kleinen 
Mengen oft stundenweit in die Berge hinaufgetragen werden. Der Landmann 
hat im Sommer nur zuzuschauen, wie die Kornähren wachsen, blühen und rei- 
fen; der Winzer darf seine Stecklinge fast das ganze Jahr nicht außer Acht 
lassen. Gleich nach dem Aufstellen der Stöcke und dem Graben muß im Früh, 
jähr auch das alte Holz ausgehauen werden. Der Boden ist immer locker zu 
halten, damit er Licht, Wärme und Wasser in sich aufnehme. Die Winzer 
müffen ihn daher im Sommer abermals graben und ihn von dem überflüssigen 
Holze befreien. Dies sind aber nur die großen, regelmäßig wiederkehrenden 
Arbeiten. Zwischendurch geht noch die kleinere Mühe und Noth, das Anbinden 
losgerissener Zweige, das Jäten u. s. w. Außerordentlich sind auch die An¬ 
strengungen, welche durch die Zerstörungen von Wasser und Wind veranlaßt 
werden. Der Regen richtet zuweilen große Verwüstungen an. Es sammeln 
sich wilde Bäche, welche den auf die Felsenabhänge gebrachten Erdboden weg¬ 
schwemmen und den Acker von oben herabführen. So finden die armen Leute 
am Morgen zuweilen alle ihre mühselig hergeschleppten, zerhackten und sorgfäl¬ 
tig ausgebreiteten Erdklöße und Schieferstücke mit dem Erdreich ihrer Nachbarn 
am Fuße des Berges zu einer Schlamm-Lawine vermischt. 
Um das beständige Hin- und Herschleppen der Geräthschasten und Werk¬ 
zeuge zu vermeiden, haben die Weinbauer sich hier und da kleine Winzerhäus¬ 
chen gebaut, die dann in der Zeit der Traubenreife als Wachthäuser dienen. 
Sie gewähren vom Flusse aus einen sehr lieblichen Anblick. Zuweilen hat man 
irgend ein altes Mauerwerk, einen von den Rittern des Mittelalter« oder gar 
von den Römern erbauten Wartthurm dazu benutzt. Zuweilen hat man blos 
die Felsengrotten und die Höhlen in den Bergabhängen mit verschließbaren 
Thüren und Eingängen versehen. Bor diesen Höhlen sitzen die Wächter des 
Abends beim Feuer, oder die Arbeiter während der Mittagssonne im kühlen 
Schatten, sich mit Trank und Speise labend. 
Di« Rheinprovinz enthält 487 Quadratmeilen und hat 2,906,000 Be¬ 
wohner. Sie zerfällt in die Regierungsbezirke Cöln, Düsseldorf, Coblenz, 
Trier, Aachen. 
Zum preussischen Staate sind seit 1850 die hohenzollernschen Lande 
Sigmaringen und Hechingen gekommen. Sie enthalten 21 */z Quadratmeilen 
mit 65,000 Bewohnern. 
83. Das Klima des preußischen Staates. 
Der ganze preußische Staat liegt in der nördlichen gemäßigten Zone. Die 
einzelnen Theile des Staates unterscheiden sich indeß von andern nicht wenig 
in Hinsicht auf das Klima. Haben doch benachbarte Orte ihre absonderlichen 
Wärme- und Witterungsverhättnisse; wie viel mehr die Provinzen unseres Va¬ 
terlandes, daS an die Weinlandschaften Frankreichs, wie an die Wald- und 
Sumpfgegenden Rußlands grenzt.
	        
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