Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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der einer, und so fort, so daß am Ende die ganze Masse einem Gebüsche oder 
Baume ähnlich wird. Die Staudenkorallen erreichen mit der Zeit eine ungeheure 
Größe, fie steigen nach und nach vom Grunde des Meeres, wo sie in großer 
Zahl festsitzen, herauf bis zu seiner Oberfläche, und bilden hier nicht etwa ein 
unbedeutendes, dünnes Gesträuch, sondern große, feste Massen, welche unter dem 
Namen ,,Korallenbänke oder Korallenriffe" dem Schiffer wohl bekannt sind, 
und schon manchem Schiffe, das auf sie stieß, den Untergang brachten. Jedoch 
nicht bloß als heimtückische Fallen für den sichern Fährmann sind die Korallen 
unter dem Spiegel des Waffers ausgebreitet, oft erheben sie sich auch über 
denselben, die Zwischenräume werden nach und nach durch zufällig herbeige¬ 
schwemmte Gegenstände ausgefüllt; es bildet sich eine fruchtbare Dammerde und 
eine blühende Insel entsteht — auf dem winzig kleinen und doch kolossalen 
Wasfcrthierel Solche Inseln trifft man viele in der Südsee an, und es sind 
entweder unbewohnte Eilande, oder durch die Länge der Zeit und günstige Um¬ 
stände sichere Wohnplätze für Menschen und Thiere geworden. Das Meer ist in 
ihrer Nähe oft unergründlich tief, und es scheint, daß sie vom Grunde senkrecht 
heraufgewachsen seien. Es sind jedoch die Gelehrten nicht ganz einig, ob sie 
wirklich in der größten Tiefe festsitzen, oder ob sie vielmehr auf steil hervor¬ 
ragenden Bergen im Meere in geringer Tiefe angewachsen sind. — Die Korallen¬ 
stöcke werden auf mancherlei Weise benutzt; man verfertigt Halsgehänge, Ringe, 
Ketten und andern Schmuck daraus, man brennt sie aber auch zu Kalk oder 
baut Häuser damit. 
'WleàsrllolunxsfrLASll! — 
Zeichnen und Beschreiben! — 
II. Die Natur der Erde. 
A. Die Reiche -er Natur. 
1. Das Mineralreich. 
Schon Jahrtausende sprossen aus den Erdarten die Pflanzen 
zur Nahrung für Menschen und Thiere; schon Jahrtausende holt 
der Mensch aus dem Schoße der Erde die Steine und Metalle, 
die Waffen und Rüstungen zum Kriege, wie die Marmorblöcke 
und Sandsteine zu Denkmälern des Friedens,— das Salz zum 
Würzen der Speisen, — und die brennbaren Mineralien zum 
Schmelzen der Erze. Schon Jahrtausende steigt der Mensch in die 
Fluthen des Meeres und gräbt sich in die Felsen der Erde, um die 
verborgenen Schätze an das Licht des Tages zu fördern. Dampf¬ 
maschinen und Wasserräder, Wind und Feuer hat er zu Gehülfen mit 
hinabgenommen in die Tiefe; aber so viele Jahre die unterirdischen 
Schatzkammern auch schon ausgebeutet werden, ihr Reichthum ist 
unabsehbar, der Segen der Erde unerschöpflich. Die starren Mine¬ 
ralien erzählen auch die Majestät Gottes, und die Wunder in der 
Erde sind eben so mannigfaltig, als auf ihr. Unbegreifliche Natur¬ 
gewalten formten in dunklen Werkstätten die Krystalle, formten das 
Salz zum Würfel, den Quarz zur sechsseitigen Pyramide, stumpf¬ 
ten an dem einen Krystallkörper die Ecken ab, an einem andern die
	        
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