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Und mancher, der nie Ruhe fand
In dieses Lebens Schwüle,
Ruht hier, der Mühen losgespannt,
In stiller Dämm'rung Kühle.
Still winket uns der Kränze Zier,
Die fromme Kinder wanden,
Wenn sie den theuren Vater hier
Im Schatten schlummern fanden.
Zum Frtedensland, wo nichts uns quält,
Wir Alle pilgernd wallon.
Wir werden einst ins Ackerland
Als Samenkörner fallen.
Wir werden, frei von jeder Pein
Und des Gewühls vergessen,
Einst ruhen in des Gartens Hain,
Im Schatten der Cypressen.
Der Vorsicht heil'ges Auge wacht
In ewig frischer Helle,
Sie leitet uns durch Grabesnacht
Zur Licht- und Freudenquelle.
20. Pilgerlred.
Jerusalem, o gib mir Flügel,
Gib meiner Seele höhern Schwung I
Denn deine Berge, deine Hügel
Voll heiliger Erinnerung,
Die jedes Herz ergreift mit Beben
Vor all den Wundern, die gescheh'n,
Damit es schlägt zu nedem Leben,
Erwacht zum ew'gen Auferstehn,
Sie pred'gen uns von Christi Leiden
Wir sehn das Kreuz auf Golgatha,
Den Ölberg, wo beim letzten Scheiden
Die Chrtstenschaar den Herren sah.
O Zion, Zion, Stadt der Thräne«,
Gethsemane, du Ort der Quall
Durch euch hindurch zieht gläubig Sehnen
Zum Ölberg hin aus tiefem Thal,
Bis sich der Geist vom trd'schen Staube
Befreit, zu schönern Welten schwingt,
Hinauf, wo felsenfester Glaube
Zum Thron des Allerhöchsten dringt.
21. Die Auferstehung.
Auferstehn, ja, auferstehn wirst du,
Mein Staub, nach kurzer Ruh'!
Unsterblichs Leben wird,
Der dich schuf, dir geben.
Halleluja!
Wieder aufzublühn, werd' ich gesälll
Der Herr der Ernte geht
Und sammelt Garben,
Uns, ein, die in ihm starben.
Halleluja I
Tag des Danks! der Freudenthränen Tag I
Du meines Gottes Tag!
Wenn ich im Grabe
Genug geschlummert habe,
Erweckst du mich!
Wieden Träumenden wird's dann uns seinl
Mit Jesu gehn wir ein
Zu seinen Freuden I
Der müden Pilger Leiden
Sind dann nicht mehr!
Ach, ins Allerheiligste führt mich
Mein Mittler dann; lebt' ich
Im Heiligthume
Zu seines Namens Ruhme!
Halleluja! (Friedrich Go ttlirb Slopstock.)
Fünfter Abschnitt.
Gott und fein Himmelreich.
I. Gott — der Einige und Dreieine.
Gott ist der Schöpfer und Erhalter aller Dinge, des
Sichtbaren und des Unsichtbaren, des Himmels und der Erde. Alle
Dinge hat er durch sein Wort geschaffen, und er trägt sie alle mit
seinem Worte. Von seiner Größe und Majestät vermag unser Mund
nur zu stammeln, zu lallen. Das Größte und Erhabenste, was wir
von ihm aussagen, ist nur ein schwaches Bild und armes Gleichniß: