Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

i 32 
Oft sieht man, bei ruhigem Wetter, wie Sand und Staub durch 
den Wind in wirbelnder Bewegung fortgeführt werden. Bei heran¬ 
nahenden Gewittern sieht man manchmal größere Luftwirbel dieser Art, 
welche allerlei bewegliche Dinge in die Höhe nehmen. Die heftigeren 
Wirbelwinde, die immer aus Gewitterwolken entspringen, werden 
Tromben genannt und gehören zu den furchtbarsten Erscheinungen in 
der Natur. Diese Tromben haben eine solche Gewalt, daß sie Bäume 
entwurzeln, Häuser und Thürme mit sich reißen. Die Wolken thürmen 
sich, wie bei einem Gewitter, und es ist, als ob die ganze Kraft eines 
solchen Wolkengebirges auf einem Punkte sich sammelte. Mit unge¬ 
heurer Geschwindigkeit stürzt sich dann die Wolke in trichterförmiger 
Gestalt herab; wo sie die Erde berührt, zerstört und zertrümmert sie, 
unter Krachen und Getöse, Bäume und Häuser und schleudert Steine 
und Sand zischend mit unaufhaltsamer, unwiderstehlicher Gewalt in 
die Höhe. Wenn aber schon eine Trombe auf dem Land, oder eine 
Laudhose, wie man sie auch nennt, zu den furchtbarsten Erscheinungen 
gehört, so gilt dies noch in höherem Grade von den sogenannten 
Wasserhosen. Man sieht bei einer solchen nicht selten eine wir¬ 
belnde Wassersäule gegen die Wolken hinaufsteigen, und es ist leicht 
zu denken, daß ein Schiff, das von einem solchen Wirbel erfaßt wird, 
mit Mann und Maus unrettbar verloren ist. 
Die Geschwindigkeit der gewöhnlichen Winde ist nicht so groß, 
als man gewöhnlich glaubt, obgleich sie sprichwörtlich geworden ist. 
Man hat darüber mancherlei Messungen angestellt, theils durch leichte, 
fliegende Körper, oder Bewegungen eines Rades, oder durch Messung 
des Ganges der Wolken oder ihres Schattens. Gewöhnliche Winde 
durchlaufen im sechzigsten Theil einer Minute, das heißt, binnen 
einer Sekunde, kaum sechs bis zehn Fuß; die regelmäßig wehenden, 
wie z. B. der Ostwind im heißen Erdgürtel, zehn bis fünfzehn Fuß; 
starke Winde, namentlich die veränderlichen, gegen die ein Fußgänger 
nur mühsam angeht, zwanzig bis vier und zwanzig Fuß. Sehr schnelle 
Rosse können aber in einer Sekunde wohl fünfzig Fuß und drübev 
zurücklegen. Ein Sturmwind von solcher Schnelligkeit reißt schon 
Mauern nieder und entwurzelt die stärksten Bäume. Die allerheftig¬ 
sten und schnellsten Stürme, die ganze Wälder niederstürzen, 
durchfahren aber auch hundert und mehr Fuß in einer Sekunde. 
Der heftigste, den man bis jetzt beobachtet hat, machte hun¬ 
dert und drei und zwanzig Fuß in einer Sekunde; doch sind sie 
selten. Je schneller der Zug des Windes, je größer i|t seine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.