Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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142. Kaiser Karl -er Große. 
(Er lebte 742 — 814 nach Christo.) 
Unter den deutschen Völkerschaften waren die Franken vor allen 
mächtig geworden. Anfangs wohnten sie am Niederrhein; dann aber 
zogen viele von ihnen über den Rhein hinüber, in das Land der 
Gallier, das nach ihnen Frankreich genannt wurde. Dort wurden sie 
mit dem Christenthum bekannt, und im Jahr 496 ließ sich ihr König 
Chlodwig (Ludwig) zugleich mit 3000 seiner Krieger taufen. In 
diesem Frankenreiche, das nach und nach seine Grenzen über das 
heutige Frankreich, Deutschland, Holland, die Schweiz, einen Theil 
von Italien, Spanien und Ungarn ausgedehnt hatte, herrschte von 
768 — 814 nach Christi Geburt ein gewaltiger König, Namens Karl. 
Dieser Karl ist einer der wenigen Männer, denen man den Beinamen 
der Große mit Recht beigelegt hat. 
Er war nach dem Bericht seines Geheimschreibers Eginhard von 
starkem, vollem Wüchse und maß sieben seiner Fußlängen. Er besaß 
eine außerordentliche Stärke. Einen völlig geharnischten Mann konnte 
er in die Höhe heben und eine Zeit lang schwebend halten. — Die 
Gestalt Karls war voll hoher Würde. Nur an großen Festen, oder wenn 
er Gesandte empfing, trug er einen golddnrchwirkten Rock, Schuhe 
mit Edelsteinen, am Mantel goldene Haften, eine köstliche Krone auf 
dem Haupt und ein Schwert mit Edelsteinen besetzt an der Seite. 
Gewöhnlich aber unterschied er sich in der Kleidung wenig von dem 
Aermsten im Volke. Die ausländische Kleidung war ihm verhaßt; 
am liebsten aber ging er in Kleidern, die ihm seine eigenen Töchter 
gewoben hatten. 
Bei Tisch hatte er den Brauch eingeführt, ans guten Büchern 
vorlesen zu lassen, vor allem aus des heiligen Augustinus trefflicher 
Schrift von der Stadt Gottes, einem Werke, das Karl ganz vor¬ 
züglich liebte. Er redete mehrere Sprachen mit großer Fertigkeit, 
konnte schreiben, was damals etwas sehr Seltenes war, dichtete 
Kirchengesänge, ja er trug sich sogar mit dem Gedanken an eine 
deutsche Sprachlehre und sammelte die alten Heldenlieder des deut¬ 
schen Volkes. 
Besonnen und kräftig sicherte, erweiterte und ordnete er seine 
Länder, die sich vom Ebro (in Spanien) bis zur Raab (in Ungarn), 
von der Eider (in Dänemark) bis zur Tiber (in Italien) ausdehnten.
	        
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