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her und wird bei Frankfurt so 'kett, als der Rhein unter der Brücke zu Basel ist;
dann vereinigt er sein gelbliches Wasser mit dem grünlichen des Rheins. Gleich
unter dieser Stelle, unter der Mainzer Schiffbrücke, wird der letztere Strom 1800
Fuß breit, so daß man eine halbe Viertelstunde braucht, um über die Brücke zu
gehen. Bei Bingen dagegen, wo ihm links die Nahe zufließt, wird er schmäler, denn
er muß sich zwischen gewaltigen Bergen hindurchdrängen, wodurch zwar einige stru¬
delnde Stellen in seinem Bett hervorgebracht werden, welche aber die Schifffahrt
seit der Sprengung der Felsen nicht mehr hemmen. Vielmehr nehmen sich die steilen,
unten mit Reben, eben mit Wald bewachsenen Ufer, woran zahlreiche freundliche
Oerter und alte Burgen liegen, desto schöner aus. Da kommt bei Coblenz die
schiffbare Mosel, welche sich aus Frankreich durch ein enges, krummes, aber wein¬
reiches Thal windet. Sie ist der letzte recht schiffbare Zufluß des Rheins; denn die
fast gegenüber einmündende Lahn, die weiter unten mündenden Ruhr und Lippe kön¬
nen keine großen Schiffe tragen. Schon oberhalb Köln, vom Siebengebirg an, wer¬
den die Ufer des Rheins ganz flach, und hören ans, schön zu sein; dies ist noch
mehr der Fall, wenn er weiter unten in das holländische Gebiet eintritt und sich
dort in so viele Arme theilt, daß man kaum ihre Namen behält und daß derjenige,
welchem der Name Rhein bleibt, sich früher im Sand verlor, jetzt durch einen Kanal
in das Meer geleitet wird. Freilich geht die Wasscrmasse darum nicht verloren, der
größte Arm vereinigt sich vielmehr mit einem ans Frankreich und Belgien kommenden
ansehnlichen Fluffe, der Maas, worauf sie an Rotterdam vorbei ihr Wasser zusam¬
men in die Nordsee ergießen.
Kleiner und von kürzerem Lauf ist die Weser, dafür aber auch nach Ursprung
und Mündung ein deutscher Fluß, in dessen Nähe auch einst die Römer von den
Deutschen geschlagen wurden. Die Weser erhält ihren Namen erst von der Ver¬
einigung der beiden bereits schiffbaren Flüsse Fulda und Werra an, wovon die erstere
auf der Rhön, die andere an dem Thüringer Wald entspringt. Sie bringen die
Gewässer des Hesseulandes und Thüringens zusammen, und der durch ihre Vereini¬
gung bei Münden entstandene Strom drängt sich zwar anfangs noch durch Gebirge,
besonders durch die sogenannte westphälische Pforte, fließt aber dann in ebenem Land
an der Stadt Bremen vorbei in die Nordsee. Nur ein bedeutender Nebenfluß ver¬
stärkt die Weser, die langsam fließende Aller mit den braunschweigischen und han¬
növerscheu Gewässern. An ihrer Mündung, wo die Weser das Oldenbnrgische von
dem Hannöverschen trennt, erweitert sie sich durch die eindringend.e See zu einer
Art Meerbusen.
Dieser Mündung nähert sich auch der vierte deutsche Strom, die Elbe, bis auf
wenige Meilen, obgleich die Quelle derselben von den Weserquelleu sehr entfernt
liegt. Denn die Elbe entspringt in Böhmen ans den Hochebenen des Riesengebirgs.
Nachdem sie sich nun mit den sämtlichen Gewässern des gleich einem Kessel nach
der Mitte zu vertieften Königreichs Böhmen verstärkt hat,. bricht sie durch das Erz-
gebirg in einer engen Schlucht hindurch, doch ohne einen Wassersall zu bilden, und
erreicht das Königreich Sachsen. Hier wird sie zu einem breiten ansehnlichen Strom,
und in der Hauptstadt Sachsens, Dresden, geht eine berühmte steinerne Brücke dar¬
über. Zwischen hier und Magdeburg erhält sie mehrere ansehnliche Nebenflüsse, be¬
sonders die vom Fichtelgebirg kommende Saale. Der Harz ist zu nahe, um bedeu¬
tende Gewässer in die Elbe zu senden. dagegen kommt aus dem ebenen Land zur
Rechten die schiffbare Havel, welche vermittelst einiger Kanäle auch die Schifffahrt