Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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Mitteln, auf dem Rhein wurden 78,672 Scheffel Getreide herbei¬ 
geschafft, welches samt den auf den öffentlichen F-ruchtkästen noch vor¬ 
rätigen Früchten in herabgesetzten Preisen verkauft wurde; es wurde 
dem Wucher Einhalt gethan, alle Privatvorräthe von Getreide in 
Beschlag genommen, für Bestellung der Saatfelder gesorgt, und die 
Königin Katharina, diese edle Menschenfreundin und Wohlthäterin 
der Armen, stiftete einen Verein, der sich die Unterstützung der Armen 
durch Speiseanstalten, durch Beschäftigung und durch andere Mittel 
zur Aufgabe machte, den Wohlthätigkeits-Verein. 
Zum Glück setzte Gott selbst bald der Noth ein Ziel; die reich¬ 
liche Ernte des Jahrs 1817 half dem Mangel ab. Mit welchen 
Dankgefühlen alle Herzen erfüllt waren, als der erste Erntewagen 
unter dem Geläute der Glocken, dem Lobgesang der Kinder und von 
allen Einwohnern begleitet, mit Kränzen geschmückt, einzog, das wissen 
diejenigen wohl, welchen jene Nothzeit noch im Andenken lebt. 
207. Lied eines Armen. 
Ich bin so gar ein armer Mann 
Und gehe ganz allein; 
Ich möchte wohl nur einmal noch 
Recht frohen Muthes sein. 
In meiner lieben Eltern Haus 
War ich ein frohes Kind; 
Der bittre Kummer ist mein Theil, 
Seit sie begraben sind. 
Der Reichen Gärten seh ich blühn, 
Ich seh die goldne Saat; 
Mein ist der unfruchtbare Weg, 
Den Sorg und Mühe trat. 
Doch weil' ich gern mit stillem Weh 
In froher Menschen Schwarm, 
Und wünscheIedem guten Tag, 
So herzlich und so warm. 
O reicher Gott! du ließest doch 
Nicht ganz mich freudenleer; 
Ein süßer Trost für alle Welt 
Ergießt sich himmclher. 
Noch steigt in jedem Dörflein ja 
Dein heilig Haus empor; 
Die Orgel und der Chorgesang 
Ertönet jedem Ohr. 
Noch leuchtet Sonne, Mond und Stern 
So liebevoll auch mir, 
Und wann die Abendglockc hallt, 
Da red ich, Herr, mit dir. 
Einst öffnet jedem Guten sich 
Dein hoher Freudensaal, 
Dann komm auch ich im Feierkleid 
Und setze mich ans Mahl. 
208. Sparsamkeit. 
Spare was, so hast du was. 
Wer glaubts? Und doch ists wahr: sparnichts, habnichts wohnen 
unter einem Dach. Wie Manchem wäre wohl zu rathen, wenn er 
das Seine wohl zu Rath halten könnte. Höre! Christus erübrigte bei
	        
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