Full text: Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande

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Der Müssiggang ist ein Lehrer des Trinkens und 
die Unthätigkeit eine Schule der Völlerei. Denn 
kein Mensch vermag es, die Last eines leeren Lebens zu 
tragen. Die Tanzgelage aber sind die Turnplätze für diese 
Sünde. Die Schenke und die Spinnstube sind die Mörder¬ 
gruben der Sittlichkeit, wo das Gift und der Mehlthau böser 
Worte und Thaten durch Augen und Ohren, die Athnmngs- 
werkzeuge der Seele, in die schwachen Gemüther dringen, 
und der Brantwein dazu das Gedeihen giebt. 
Es giebt keinen grossem Lügner in der Welt, als den 
Brantwein, und der Vater der Lügen hat an diesem Getränk 
einen Sohn bekommen, dass er in seiner Hölle sich über ihn 
freuen muss, wie er auch kann. Dem Fröhlichen verspricht 
er eine erhöhete Fröhlichkeit, und er hält Wort — einige 
Stunden. Dann aber giebt er Scham, Verdruss, Reue, und 
nicht selten Reue über eine That, die nimmer wieder gut zu 
machen ist. Dem Traurigen hilft er; aber durch das Thor 
einer kurzen Freude führt er ihn in eine vermehrte Traurigkeit. 
Die hereingetrunkene Kraft wird Schwachheit; der herein- 
getrunkene Reichthum macht die Armuth grösser; der herein¬ 
getrunkene Verstand spült weg, was noch an Verstand da 
war,-so dass alle Nüchternen mit Inbegriff der Kinder 
über den Narren lachen.— Ach, man sollte über ihn weinen!! 
Ist’s erlaubt, sich iim’s Leben zu bringen? — Eben so wenig 
ist es auch erlaubt, sich selber um den Verstand zu bringen. 
Wahrlich, eines Trunkenboldes Gestalt und Wesen, 
nämlich das braunrothe Gesicht mit blauer Nase, die trüben 
Augen, die schwere Zunge, das dumme Zeug, das er spricht, 
seine heisere Stimme, sein taumelnder Gang-sollten wohl 
abschrckken, und die Schmach, wie der Kummer, den er 
über die unschuldigen Seinen bringt, sollten wohl warnen, 
und die Wahrnehmung, dass aus dieser Hölle von Tausenden 
kaum Einer erlöset wird, sollte wohl vorsichtig machen. 
„Es ist besser in das Klaghaus gehen, denn in das 
Trinkhaus.“ Dies ist das Wort eines Mannes, der höher 
stand, denn ich: Salomo, der Prediger (7, 3.) hat es schon 
gesagt. _ 
„Die Trunkenheit macht einen tollen Narren noch toller.“ 
Auch nicht mein Wort. Ein Mann, welcher allen Ehrlichen 
lieb und werth ist, hat es gesagt: Hausvater Sirach: 31, 37. 
steht's geschrieben; wenn ihr’s nicht glauben wollt, überzeugt 
euch selbst! 
„Wehe denen, so Helden sind, Wein zu saufen, und
	        
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