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Die Hottentotten.
Die Hottentotten, eine Völkerschaft, welche zwischen den Weißen und Negern
in der Mitte steht, sind gelbbraun, wohlgewachsen und gewöhnlich 6 Fuß hoch.
Die Weiber sind kleiner. Sie haben einen bissen Kopf, große Austen, platte
Nasen, die aber durch daö Eindrükken nach der Geburt entstehen, bisse Lippen,
hohe Bakkenknochen, weiße Zähne, krauses schwarzes Haar und verhältnißmäßig
kleine Hände und Füße. Von Jugend auf beschmieren sie den ganzen Leib mit
Butter oder Schafsfett, was zwar den Gliedmaßen Geschmeidigkeit und Stärke
giebt, aber auch eine» häßlichen Geruch verbreitet und in einem so' sandigen Lande,
wie daö ihrige ist, große Nnreinlichkeit verursacht. Ihre ganze Kleidung besteht
auö einem über die Schultern gehängten Schaffelle, dessen rauhe Seite einwärts
gekehrt ist. Strümpfe, Hemden, Westen, Hüte u. dergl. bedürfen sie nicht, und
die Schuhe werden höchstens durch lederne Sohlen ersetzt, welche mit Riemen
befestigt und größtentheilö nur von den Weibern getragen werden, um sich gegebn
stachlichte Gewächse zu schützen.
Der vvruchittste Putz besteht in Korallcnschnüren, mit welchen sie Haare,
Hals und Arme ziere». Ihre Wohnungen sind Hütten, auö dünnen Stäben
zusammengesetzt, mit Binsenmatten belegt und so niedrig, daß man kaum aufrecht
darin stehen kann. Die Oeffuung zum Eingänge ist kaum lt Fuß hoch und init
einem Schaffelle behängen. In der Mitte ist der Feuerherd, und der Eingang
dient zum Rauchfange. Die Hütten sind rund, gleich Bienenkörben, und einige
zwanzig derselben machen einen Kraal, oder ein Dorf aus, das immer im Kreise,
mit einwärts gerichteten Hüttenthüren, gebaut wird. I» de» inneren, freien
Raum wird bei der Nacht ihr Vieh getrieben. Ihre gewöhnlichen Nahrungs¬
mittel bestehen in Kräuter», Wurzeln und allen Arten von gekochtem oder gebra¬
tenem Fleische. Gedärme von Ochsen und Schafen sind ihnen ein besonderer
Lekkerbissen; Alles wird ohne Salz und anderes Gewürz genossen. Sie essen
gewöhnlich so lange, als etwas vorräthig ist. Die Männer sind gern faul oder
beschäftigen sich mit der Jagd. Die Weiber verrichten die meiste Arbeit. Beide
Geschlechter rauchen häufig Tabakk und sind auf geistige Getränke, besonders Brannt¬
wein, sehr erpicht. Haben sie Nichts jit essen, so schnüren sie den Leib zusammen
oder legen sich schlafen. — Viehzucht ist ihre einzige Beschäftigung.
Jeder Kraal hat sein eigenes Oberhaupt und bildet eine kleine Republik.
Ihre Sprache ist äußerst schwer. — Alte und hülfölosc Personen werden verstoßen,
krüpplige Kinder gleich nach der Geburt getödtet. Sie kennen weder Zeit¬
rechnung, noch Schreibekunst, noch Geld; ihr Handel ist Tauschhandel; kurz, sie
gehören zu den ungebildeten Völkerschaften. Nebrigenö leben sie sehr friedlich
unter einander, und selten kommt eö zu Thätlichkeiten. ;
Nächst den Hottentotten trifft man die Buschmänner oder die wilden
Hottentotten an. Diese halten sich in den äußersten Gebirgsgegenden auf, wohnen
in Klüften und Höhlen, haben weder Akkerbau, noch Viehzucht, sondern leben
von Wurzeln, Ameiseneiern, Hcuschrekken und Gewürme, aber vornehmlich vom
Raube. Sie gehen ganz misst, haben weder feste Wohnplätze, noch Oberhäupter,
und sind folglich ganz wild. Sie laufen außerordentlich schnell, schießen mit
vergifteten Pfeilen und sind den benachbarten Hottentotten sehr gefährlich.
Die Habsucht der Europäer hat ihre Entstehung veranlaßt; denn diese
drängten die Eingeborenen immer weiter zurükk, und zwangen dadurch die äußerst
wohnende» zu dieser höchst elenden Lebensart.