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„clor unvergesslichen Mutter erkennen soll, deren Andenken von Geschlecht zu
„Geschlecht im Segen bleiben wird. Aber die Wege der Könige sind thränen-
„reich und thränemverth, wenn Herz und Geist ihrer Völker ihnen nicht hülf-
„reich zur Hand gehen. Darum in der Begeisterung meiner Liebe zu meinem
„herrlichen Vaterlande, zu meinem in Waffen, in Freiheit und im Gehorsam
„gebornen Volke“ (die letzter» Worte sprach Se. Majestät mit hocherhobcncr Stimme, woraus
ein rauschender, lang hallender Jubelruf auSbrach, der erst ans wiederholtes Winken Sr. Majestät
nachließ), „richte ich au Sic, meine Herren, in dieser ernsten Stunde eine ernste
„Frage! Können Sic, wie ich hoffe, so antworten Sie mir im eigenen Namen,
„im Namen derer, die Sie entsendet haben, Ritter! Bürger! Landleute! und
„von den hier unzählig Geschaarten Alle, die meine Stimme vernehmen
„können — ich frage Sie: Wollen Sic mit Herz und Geist, mit Wort und
„That und ganzem Streben, in der heiligen Treue der Deutschen, in der
„heiligen Liebe der Christen mir helfen und beistehen, Preussen zu erhalten,
„wie es ist, wie ich es so eben, der Wahrheit entsprechend, bezeichnete —
„wie es bleiben muss, wenn cs nicht untergehen soll? Wollen Sie mir helfen
„und beistehen, die Eigenschaften immer herrlicher zu entfalten, durch welche
„Preussen mit seinen nur 14 Millionen den Grossmächten der Erde zugesellt
„ist? — Nämlich: Ehre, Treue, Streben nach Licht, Recht und Wahrheit,
„Vorwärts - Schreiten in Alters-Weissheit zugleich und heldcnmüthiger Jugend-
„kraft? Wollen Sie in diesem Streben mich nicht lassen noch versäumen,
„sondern treu mit mir ausharren durch gute wie durch böse Tage — 0 !
„dann antworten Sie mir mit dem klaren, schönsten Laute der Muttersprache,
„antworten Sie mir ein ehrenfestes Ja!“ (Dieses In ertönte mächtig von asten Seiten
des Kopf an Kopf gefüllten Platzes und man konnte in dem Ansdrnkk der vieltnusendstimmigen
Antwort deutlich die ^mschiedeuheit und Wärme wiedervernehmen, mit welcher die Krage an da«
Kolk gerichtet war,) — „Die Feier des Tages ist wichtig für den Staat und die
„Welt — Ihr Ja aber war für mich — das ist mein eigen — das lass ich
„nicht — das verbindet uns unauflöslich in gegenseitiger Liebe und Treue —
„das giebt Muth, Kraft, Getrostheit, das werde ich in meiner Sterbestunde
„nicht vergessen! — Ich will meine Gelübde, wie ich sie hier und zu Königs¬
berg ausgesprochen habe, halten, so Gott mir hilft. Zum Zeugniss hebe ich
„meine Rechte zum Himmel empor! “ — Vollenden Sie nun die hohe Feier!-
„Und der befruchtende Segen Gottes ruhe auf dieser Stunde!“ —
Der Eindrukk dieser Worte war unbeschreiblich. Der Jubelruf wollte nicht
enden. In den Augen der Tausenden standen Frendcnthränen. Und gewiß, ans
einen Fürsten, der so denkt und spricht, können wir gewiß mit Freude nnd mit
Vertrauen hinsehen. — Neben dem Könige steht in solcher schonen Gesinnung
unsere vortreffliche Königin Elisabeth. Schon als Kronprinzessin ist sie stets die
Versorgerin der Wittwen und Waisen, die Schätzerin armer verlassener Kinder
gewesen. Wohlzuthun und mitzutheilen ist ihr liebes Geschäft. Wir können sic
mit Recht eine treue Landesmutter nennen. So sieht das preußische Volk mit
Freuden ans seinen König und seine Königin hin. Mögen wir unter solcher
gesegneten Regierung ein ruhiges und stilles Leben führen, in aller Gottseligkeit
und Ehrbarkeit! Möge einem Jeden das Schriftwort recht lebendig vor Augen
stehen: „Fürchte den Herrn und den König, und menge .dich nicht unter die
Aufrührerischen, denn ihr Unfall wird plötzlich entstehen."
Heil dir, mein Vaterland, daß dich mit starker Hand dein König schützt!
Treue schwört mancher Mund; aber aus Herzensgrund rufet kein Volk, wie
wir: Heil, König, dir! —