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„„Vermessner, welche Reden sind frevelnd dir entSoh'n? 
Willst Fürsten du befehden, dem Grasen Adolf droh’n? 
Verfallen ist dein Lehen dem Blutbann! Gnade nur 
Kann deine Reue geben und deiner Treue Schwur!"" 
Doch jener sonder Zittern: „Nicht läugn’ ich, was ich sprach, 
Das brächte Holstenrittern, der Ahnherrn unwerlh, Schmach. 
Ich sag es abermalen: ich fürchte Gott, nicht Euch!" — 
»„Das sollst Du mir bezahlen mit deinem Blut sogleich!"" — 
Zum Schwerte fährt die Rechte: „Herr Graf, Ihr brütet Mord!" 
Der winkt dem Schwarm der Knechte: »„Vollstreckt mein Herrscherwort!"" 
Da ward der Arm des Rächers von Söldnern übermannt, 
Das Haupt des kühnen Sprechers sank durch des Henkers Hand. — 
Was bringen dort die Schergen an Hartwig Reventlow? 
Was mag die Schüssel bergen? was tragen sie zur Schau? 
Und wie die Löwin grimmig der man die Brut geraubt, 
Sieht er im Blute schwimmen des Bruders blutig Haupt. 
Mit seines Bruders Btute netzt er die Lippen wild, 
Und ruft im Zornesmuthe: „Vergilt, o Höll’, vergilt! 
Den Bruder mir erschlagen, die Tochter erst verhöhnt. 
Was helfen feige Klagen; Hier nur der Tod versöhnt. 
Mein Wappen will ich schänden, das keinen Flecken trägt, 
Bis ich mit eignen Händen den Wütherich erlegt! 
Auf seinem Felsenschlosse! bei meiner Seelen Heil!" 
Er spricht’s, und fort zu Rosse sprengt er mit SturmeseiU. 
Wann wird den Schwur er lösen? Noch lebt der blut’ge Graf; 
Doch quält die Angst den Bösen und rüttelt seinen Schlaf, 
ln Träumen sieht er lauern der Rache Flammenschwert, 
Und birgt sich hinter Mauern und Söldnern, wohlbewehrt. 
„Kann die Gewalt nicht zwingen, doch lös’ ich meinen Eid, 
Es wird der List gelingen, das Opfer bleibt geweiht!" —- 
Und Monden, Jahre schwanden, da endlich schlug die Zeit. 
Denn Hartwigs Späher fanden den Feind zur Jagd bereit. 
Des Waldrevieres Pfleger sind lang vor Tage wach, 
Und einem dieser Jäger stellt Hartwig heimlich nach. 
Nimmt ihm die Jägerkleidung und nimmt ihm seine Wehr, — 
Die blutige Entscheidung, sie naht gewitterschwer. 
Er geht zum hohen Schlosse in der verstellten Tracht, 
Als von des Grafen Trosse die Hälfte kaum erwacht. 
Ihm wehret keine Wache, weil ihn die Hülle schützt, 
Und vor dem Schlafgemache des Grasen steht er jetzt. 
«Du Blut des Bruders stärke, und du, der Tochter Harm, 
Zum fürchterlichen Werke des blut’gen Rächers Arm." 
Mit schwerverhaltnem Grimme, der tief sein Mark durchglüht, 
Ruft heulend seine Stimme des Grafen Schwanenlied: 
„Herr Graf; Euch weckt zum Jagen ein rüst’ger Waidgesell. 
Es fing schon an zu tagen, Herr Graf erhebt Euch schnell! 
0 fürstliches Gelüste, im freien Waldrevier! 
Dass ich die Waffen rüste, eröffnet mir die Thür. >
	        
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