Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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Aoste bis zu bedeutender Höhe, bleiben aber noch lange vertrocknet sitzen. 
Steht die Tanne frei, z. B. in Gärten, wo sie als Schutz- und Zierbaum 
angepflanzt wird, so beginnen die Acstc schon unten, so daß die untersten 
an der Erde aufliegen, und da die Länge derselben bis zur Spitze des 
Baumes hin allmälig abnimmt, so gleicht die Tanne einer immergrünen 
Pyramide und stellt eine der schönsten Baumformen dar. — Auf dem 
Querdurchschnitt des Tannenstammes bemerkt man von außen nach innen 
eine Rindenschicht, eine Bastschicht, den Splint, die Jahresringe 
des Holzes und die Markscheibe im Centrum. — Nach außen hin ist die 
Rinde weißgrau, bei alten Bäumen in zerrissene Schuppen aufgelös't. 
Die Blätter der Tanne sind Nadeln, wie die der Föhre, aber sie 
sitzen einzeln und kammförmig oder zweireihig gegenüberstehend und dicht 
gedrängt. Sie sind plattgedrückt, an der Spitze ausgerandet, mit 2 feinen 
Spitzen und unterfcttö mit 2 weißen Linien. 
Die Blüthen sind, wie die der Föhre, einhäusig und eingeschlech¬ 
tig; die männlichen stehen als gestielte, zolllange, malzige und bräunliche 
Kätzchen auf den Spitzen der jüngsten Triebe und enthalten zahlreiche, je 2, 
und 2 vereinigte Staubgefäße mit zweifächcrigcn Staubkolben, die eine un¬ 
geheure Menge gelben Samcnftaub ausstreuen, so daß oft eine weite 
Strecke damit bestreut und bei starkem Winde in der Nähe befindliches 
Wasser gelb gefärbt ist; die weiblichen stehen in länger», ebenfalls walzi- 
gen, aber purpurrothen Kätzchen aufrecht an der Spitze der Aeste und sind 
ganz so eingerichtet, wie die der Föhre. Nach der Befruchtung verwandeln 
sich die letzter» in hängende, ungestiele Zapfen, welche walzig und stumpf, 
etwa 6—8 Zoll lang sind und aus verholzten, aber nicht vorne verdickten, 
dachziegelartig über einander liegenden Schuppen bestehen. Die geflügelten 
Samen reifen im Iten Zahr. 
Die Vergleichung der Weißtanne oder noch besser der Lärchcntanne mit der 
Föhre führt zu den Unterschieden zwischen den Nadelhölzern. 
13. Die Lärchentanne (Pinus larix, L.). 
Dieser Baum heißt auch gemeine Lärche, Weißlärche und europäische 
Ceder, hat sein eigentliches Vaterland im nördlichen Rußland, wächs't aber 
auch in den Gcbirgswäldcrn Südosteuropas und selbst in Deutschland in 
kleinen Beständen, bei uns besonders in Anlagen. Es ist ein schöner und 
trotz seiner 80 Fuß Höhe ein zierlicher Baum mit bogig herabgekrümmten, 
langen, hellen Aesten und aufgerissener Rinde. Sie reinigt sich, selbst wenn 
sie freisteht, bis auf 20—30 Fuß Höhe von Aesten, während Föhre und 
Tanne bis nahe auf den Boden bcaftet bleiben. Die Nadelu sind etwa 
zolllang, flach, etwas rinnig, schlaff, stehen zu 16—30 in Büscheln, an 
jungen Trieben, auch einzeln, und fallen im Herbste ab. Die Lärche ist 
also ein sommergrüner Nadelbaum, welcher nur einjährige Nadeln trägt, 
während Föhre und Tanne wenigstens dreijährige tragen. Die kahle Lärche 
gewährt im Winter einen traurigen Anblick. Die Blüthen, die im April 
und Mai sichtbar sind, bieten in ihrer Form nichts Besonderes, was von 
andern Nadelhölzern abwiche; die männlichen Blüthen sitzen in einigen 
Kätzchen seitlich. Die eiförmigen zugespitzten Zapfen sind 1 —11 Zoll lang, 
bestehen aus stumpfen, an der Basis nicht verdickten Schuppen und stehen
	        
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