Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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mühseliges Geschäft, denn die Beeren sitzen einzeln und zu einem Korbe voll 
muß der Nucken sich viel Mal bücken. 
Der Nutzen der Bickbeeren ist kein geringerer, als der der Hollunder¬ 
beeren. 
Im Großen werden sie bei der Weinfabrikation angewendet, um ab¬ 
gestandene Franzweine damit zu färben und aufzufrischen. 
Aus den gequetschten Beeren gewinnt man vermittels Zusätze von 
Alaun, Salmiak, Grünspan, Kalk oder Galläpfeln verschiedene Farben, z. B. 
ein Purpur, ein Biolett, ein Blau in verschiedenen Schattirungen. 
In der Haushaltung werden sie theils frisch, theils eingemacht, theils 
getrocknet verbraucht. Man kann sie z. B. frisch mit Zucker bestreut in kalter 
Milch, wie die Erdbeeren, essen, oder als Zugemüse; auch als Suppe 
und Saft. 
Ihre innern Heilkräfte sind denen der Hollunderbeercn entgegengesetzt; 
sie stopfen und werden deßhalb mit Erfolg gegen Ruhr und Durchfälle 
angewendet. Der ganze Strauch ist vortrefflich zum Gerben. 
47. Epheu, Wintergrün (Ueüera helix). 
Er umzieht Felsen und Mauern mit seinem immerdauernden Grün, 
Flimmt in Wäldern an tausendjährigen Eichen in die Höhe, mischt im Som¬ 
mer sein Laub mit dem ihrigen und leiht ihnen im Winter seinen grünen 
Schmuck. Er ist eine Zierde unsrer Wälder, aber der Forstmann liebt ihn 
nicht und durchhaut seinen wohl zolldicken, holzigen Stamm mit dem Beile. 
Er schadet den Bäumen, denn obgleich seine Wurzeln in der Erde wuchern, 
schlägt er doch wurzelartige Fasern in die Rinde des Baumes (unächter 
Schmarotzer), was ihm den Halt verleiht, den Baum aber im Wachsthum 
hindert. Die immergrünen, lederartigen Blatter sind kahl, eckig, 3—blappig, 
die obersten und die der blühenden Aeste ganzrandig, eiförmig, zugespitzt. 
Alte Pstanzen blühen im August und September mit grünlichen Dolden- 
bliithen. Die schwarzen Beeren reifen im kommenden Frühling. Weil er 
immergrün ist und mit wenig Licht sich zufrieden giebt, ist er eine beliebte 
Zimmerpflanze. 
48. Der Weizen (Triticum vulgare.) 
Der Weizen ist in seinem ganzen Bau dem Roggen so ungemein ähn¬ 
lich, daß ein Städter beide in der Regel verwechselt, mindestens so lange 
die Aehrcn nicht vollständig entwickelt sind. 
Beide haben den hohen, röhrigen und knotigen Halm sowohl, als die 
schmalen, langen und scharfrandigen Blätter; allein die Halme des Wei¬ 
zens sind stärker und seine Blätter breiter, als die des Roggens; die letzter» 
überdies, da er stets in der Entwickelung hinter dem Roggen zurück ist, 
dunkler gefärbt. 
Sobald die Aehren hervortreten, ist kaum eine Verwechselung mehr 
möglich, wenn man überhaupt die Pflanzen kennt. Die Weizenähre wächz't 
steif aufrecht und ist ganz vierkantig, während die Roggcnähre zwei>eitig stach 
erscheint. Einige von den zahlreichen Spielarten sind bekannt, andere nicht. 
Die Fruchtkörner des Weizens sind Heller und größer, als die des 
Roggens, fast gelblich; im Uebrigcn länglich eiförmig und sehr mehlreich.
	        
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