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ber und October legt, entwickeln sich im März des folgenden Jahres zunächst
die grundständigen, linealen Blätter, grün mit weißen Mittelstreifen; sehr bald
folgen dann die Blüthen, welche ohne Stengel und Schaft unmittelbar aus
der Zwiebel entspringen und von einer einblätterigen Blllthcnfcheidc eingehüllt
sind. Die verschieden gefärbte, trichterförmige Blüthenhülle (Blumenkrone)
ist regelmäßig, hat eine sehr lange Rohre und einen 6theiligcn Saum. Sie
enthält 3 Staubgefäße und einen Griffel mit 3 nach oben verbreiterten,
zusammengerollten gezähnelten Narben, welche kürzer sind, als der Saum der
Blüthenhülle. Der Crocus ist eine ausdauernde Pstanze, aber erst nach
Verlauf von 5—7 Jahren pflegen die Blüthen die Größe des ersten Jahres
zu erreichen.
Sehr ähnlich, aber bei weitem nützlicher ist der echte Safran (Crocii8
sativus), welcher im Orient und im südlichen Deutschland und Frankreich im
Großen angebaut wird. Seine Blüthen sind blaßviolett, purpurroth gestreift
und von einer 2blätterigen Blüthenscheide umschlossen. Man zieht ihn wegen
seiner Narben, welche ebenso lang, als der Saum der Blüthenhülle sind.
Diese Narben sind getrocknet unter dem Namen Safran ein kostbares Han¬
delsprodukt; 20000 bis 100000 Blüthen liefern erst ein Pfund. Der Safran
des Handels besteht aus in einander gewundenen, tief 3theiligen Fäden von
1 Zoll Länge und rothgelber, an der Spitze wcißgelber Farbe, riecht stark
aromatisch und schmeckt gewürzhaft-süßlich. Er enthält ein ätherisches Oel
und einen gelben Farbestoff. Wegen des erstern ist er officinell, wirkt in
kleinen Gaben belebend und schmerzstillend, in größern betäubend; wegen
des letzter» braucht man ihn zum Färben, besonders von Kuchen, Conditor-
waaren und Liqueuren.
82. Die Gartenhyacinthe (Hyacinthus orientalis, L.).
Die Heimath dieser köstlichen Blume ist zwar Kleinasien; dennoch kömmt
sie auch bei uns im Freien fort, liebt aber einen guten, lockern Boden und
eine sonnige Lage. Man pflanzt die etwa 2 Zoll im Durchmesser haltenden
Zwiebeln im October und November, 3—4 Zoll tief, und bedeckt sie bei
eintretendem Froste mit Laub, nimmt aber im Frühjahr an sonnigen Tagen
diese leichte Schutzdecke weg. Schon im März durchbrechen die stiellosen, breit
linealischen, dicken Blätter das Erdreich, 6—10 an der Zahl; anfangs sind
sie alle zu einem stumpfen Kegel zusammengelegt, in dessen Mitte schützend
umhüllt sich die Blüthe aus der Zwiebel erhebt. Bei weiterer Entwickelung
der Pflanzen öffnet sich der Blätterkegel, die Blüthe tritt ganz aus der Zwie¬
bel, man sieht schon den Schaft und unterscheidet die erst grünen, dann all-
mälig sich färbenden einzelnen Blüthen. Dieselben bilden eine aufrecht stehende
Traube, wie die bei uns wild wachsende Orchis, welche überhaupt die größte
Ähnlichkeit im allgemeinen Habitus mit der Hyacinthe bat. Die Hyacinthen
blühen einfach oder gefüllt, im April und Mai, die einfachen zuerst, — in
verschiedenen Farben: weiß, roth und blau in den verschiedensten Schattirun-
gen, gelb, weiß mit rothem oder blauem Auge u. s. w. Die einzelnen Blü¬
then stehen an kurzen Stielen, haben eine unten etwas bauchige Röhre und
einen tief Ospaltigen Saum, dessen Zipfel ein wenig zurückgeschlagen sind.
Staubgefäße: 6; Griffel: 1.
Eine gute einfache Hyacinthe muß auf starkem, 8—12 Zoll hohen, auf¬
rechtem Schafte ein regelmäßig pyramidalisch geordnetes, gedrängtes Blüthen-