Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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92. Waldehrenpreis (Veronica chamaedrys), 
auch Männertreu genannt, ist eine sehr hübsche Art der Beroni'ka. Er blüht 
vom Mai bis in den Juli an Wällen und in Gebiilchen. Der aufsteigende 
Stengel wird wohl 1—2 Fuß lang und ist mit 2 gegenständigen Haarreihen 
besetzt. Die Blätter sind ebenfalls gegenständig, fast sitzend, eiförmig und 
grob-gesägt. 
Blüthenstand: Trauben in den Blattwinkeln. 
Kelch: 4—5theilig. Krone: einblätterig; Saum: 4lappig, der obere 
Lappen am breitesten, der untere am kleinsten; Röhre: kurz; Farbe: lichte 
blau mit dunklen Adern, leicht verbleichend. 
Frucht: dreieckige, gewimperte Kapseln an aufstrebenden Fruchtstielchen. 
Mehrjährige Pstanze. , 
Der Name Männertreu ist von der leicht abfallenden und verblei¬ 
chenden blauen Blüthe genommen und besagt nichts Gutes; wo er nickt 
bekannt ist, braucht man ihn nicht zu geben, am wenigsten zu erklären. 
93. Das Maiglöckchen, 
auch wohl Maiblume und Maililie genannt, wächs't in Laubwäldern und 
Gärten als ein 6—8 Zoll hohes Pflänzchen. 
Aus dem starken, schiefliegenden und hin und wieder guirlförmig be- 
zascrten Wurzelstock schießen 2 3 große, elliptische, unten scheidige Wurzel¬ 
blätter und ein nackter Blumcnschast auf, der an einer Seite flach, an der 
andern rund ist, also eine halbkreisförmige Schnittfläche zeigt. Die Blatter 
sind ganzrandig und haben feine, durchscheinende, parallele Nerven. Der Blu- 
menschaft trägt eine etwa 6 — 8blüthige, einseitswendige Traube niit nickenden, 
erbsengroßen, weißen, wohlriechenden, halbkugeligen oder glockenförmigen 
Blüthen mit häutigen Deckblättern. Der Blüthensaum ist 6zähnig. Die 
6 Staubfäden entspringen ganz unten aus der Blüthenhülle« Die Frucht ist 
eine Beere, welche zuletzt roth wird. Blüthezeit: Mai und Juni. Pstanze: 
mehrjährig. Die getrockneten Blüthen erregen Niesen ; der bekannte Schnee¬ 
berger Schnupftaback besteht meist aus ihnen und auS den pulverisirtcn 
Früchten der Roßkastanie. 
94. Die Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus) 
oder Storchblume ist eine schilfartigc Pflanze von 3 — 4 Fuß Höhe, die an 
Ufern und Sümpfen, oft in dem seichten Wasser wächs't und im Juni mit 
gelber, lilienartigcr Blume blüht. Die genarbte, fleischige Wurzel treibt 
lange, schwertförmige Blätter und einen vielblüthigen, oben verzweigten 
Blumenjchaft. Die Blüthe ist vor dem Aufblühen von einer großen Scheide 
umschlosten; sie besteht aus 6 Blatttheilen. 3 äußere sind zurückgebogen, 
3 innere stehen aufrecht und etwas zusammengcneigt; jene sind größer und 
mit einem dunklen, geaderten Flecke geziert. Die 3 Staubfäden mit schwar¬ 
zen, dolchartigen Staubkolbrn sind von den 3 blumenblattartigen Narben 
des Stempels bedeckt. 
Frucht: längliche, kantige Kapsel mit 3 Fächern und platten Samen¬ 
kernen.
	        
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