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Mittel in Wasser, Wein oder Fleischbrühe gegeben wird. Auch eine unserer
Arten (0. maseula) giebt Salep.
96. Der Hahnenfuß, die Ranunkel (Kanunenlus).
Als eine Zierde unserer Wiesen und Anger sind im Mai die gelben,
inwendig goldglänzenden Blumen der Hahnenfußgewächse zu betrachten. Der
Name Hahnenfuß kömmt von den oft eingeschnittenen Blättern, die manchmal
einige Ähnlichkeit mit dem Fuß unsers bekannten Haushahnes haben.
Es giebt zahlreiche Arten, von denen einige giftig, andere aber ganz
unschädlich sind. Zu diesen gehört der goldgelbe Hahnenfuß (Ranunculus
auricomus). Die Wurzel dieser Art ist (wie gewöhnlich) faserig, die Wur¬
zelblätter sind gestielt, mehr oder weniger tief eingeschnitten, die Stengel-
blätter sind gefingert, mit linealen Fetzen. Alle sind wie der gabelästige
Stengel, weichhaarig. Die zahlreichen Blüthen sind (wie bei allen Arten)
bblätterig, von einem .^blätterigen Kelch umgeben. Die Zahl der Staubgefäße
ist über 20, sie stehen auf dem Grunde des Fruchtbodens (alfo nicht auf
Blumen- und Kelchblättern). Die kurzen Stempel sind ebenfalls zahlreich.
Die meist rundlichen oder ssachgcdrückten Früchte sind kurz oder lang geschnä¬
belt (mit dem bleibenden Griffel gekrönt). Der Blüthenstiel der vorliegenden
Art ist nicht gefurcht, die Kelchblätter sind eirund, behaart, gelb und ab¬
fallend, die Früchte fast kugelförmig, bauchig, weichhaarig, mit dem haken¬
förmigen Griffel geschnäbelt. Blllthezeit: April und Mai. Eine andere Art,
der kriechende Hahnenfuß (kt. repens), die man häufig in Gesellschaft mit
der eben beschriebenen vorfindet, hat gefurchte Blllthenstiele und wagerecht
laufende, wurzelnde Ausläufer. Eine dritte Art, der scharfe Hahnenfuß
(kt. aeris), unterscheidet sich von dem goldgelben Hahnenfuß durch die Früchte
am leichtesten, indem diese linsenförmig zusammengedrückt, kahl und nur kurz
geschnäbelt sind. (Mai bis Juli). Die letzte Art ist giftig. — Die
Blumenblätter der meisten Hahnenfußarten haben am Grunde (am Stempel)
eine kleine Schuppe (Honigschuppe).
Vom Vieh werden die Hahnenfußarten, da sie sämmtlich von bitterm
Geschmack sind, nicht gefressen. Weil sie aber auf Viehweiden häufig vor¬
kommen (namentlich die beiden ersten), so können die Thiere sie nicht immer
vermeiden. Die schöne, gelbe Farbe der Butter im Frühling soll diesen
Blumen ihre Entstehung verdanken.
97. Die Lichtnelken (Lychnjs).
In der ersten Hälfte des Sommers (Mai—Juli) blüht auf unsern Wie¬
sen in zahlloser Menge eine ffeischrothe, nelkenartige Blume, die durch ihre
zu linealen Zipfeln zerschlitzten Blunienblätter in die Augen fällt und von
den Kindern Kukuksblume genannt wird. Dies ist die Kukukölichtnelke
(Lychnis flos cuculi). Sie theilt mit allen andern Lichtnelken das nelken¬
artige Ansehen, den knotig-gegliederten Stengel, die gegenständigen schmalen
Blätter, den röhrenförmigen oder bauchigen, 5zähnigen Kelch und die bblätt-
rige Blumenkrone, deren Blätter am Grunde in einen schmalen Stiel ver¬
längert (benagelt) sind. Staubgefäße: 10; Griffel: 5. Die Frucht )st eine
Kapsel, welche an der Spitze mit 5 oder 10 Zähnen aufspringt. Die Kukuks-
lichtnelke hat einen etwas rauhen, 8—16 Zoll hohen Stengel, an dem