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102. Die Zaunwinde (Convolvulus sepium)
ist ein Kraut, welches sich in Zäunen und Dornhecken hoch cmporwindet und
durch die großen, weißen, trichterförmig-glockigen Blüthen leicht in die Au¬
gen fällt. Die Zaunwinde hat pfeilsörmige Blätter, deren Lappen am Grunde
meist abgestutzt sind. Im Juni und Juli erscheinen die eben erwähnten, etwas
gefalteten und bkantigen Blüthen, einzeln in den Blattwinkeln stehend; zu¬
weilen sind sie schwach röthlich. Der 5theilige Kelch ist von 2 herzförmigen
Deckblättern eingehüllt. 5 Staubfäden und 1 Stempel. Frucht: kapselförmig.
Pstanzc: mehrjährig, — hat einen milchartigen Saft; sie windet sich links.
Stengel: 4—15 Fuß.
Die Ackerwinde (Convolvulus arvensis) ist in allen Theilen viel
kleiner, als die Zaunwinde, sonst ihr sehr ähnlich. Sie kriecht an der Erde
und an Wällen herum, blüht vom Mai bis zum August, und hat pfeilförmige
Blätter mit sehr spitzen Grundlappen. Die Deckblätter sind sehr schmal und
von der Blüthe entfernt. Blüthe: roth oder weiß mit 5 rothen Streifen.
Die Ackerwinde ist besonders in der Nähe der Küste ein vorzüglich lästiges
Ackcrunkraut, welches das Korn zusammenschnürt und wegen der tiefliegenden
Wurzeln schwer zu vertilgen ist. Sie windet rechts. In Gärten wächs't
als Zierpflanze die einjährige dreifarbige Winde (Convolvulus tricolor),
blau, weiß und im Grunde gelb.
103. Die nesselblätterige Glockenblume (Campanula Trachelium)
kömmt wildwachsend und als Culturpflanze in Gärten vor. Der krautige,
scharfkantige Stengel erreicht eine Höhe von circa 3 Fuß und trägt wechsel¬
ständige Blätter von fast herzförmiger Gestalt, während die Wurzelblätter
sehr breit, fast dreieckig und sehr zugespitzt sind; Blätter und Kelche sind rauh
und steifhaarig. Blüthezeit: Juni und später. Die Blüthenstiele stehen in
den Blattwinkeln; die untern sind 3blüthig, die obern meist einblüthig. Die
großen, röthlichblauen, glockenförmigen Blumen sind am Grunde von dem
btheiligen Kelche (Kelchzipfcl: ei-lanzettförmig) umschlossen. Der Saum der
Blumcnkrone ist bzähnig. Die 5 am Grunde verbreiterten Staubfäden
bedecken den Fruchtknoten; der Griffel zeigt 3 deutliche Narben. Samenkapsel:
2—3fächerig, unter dem Kelchsaum mit Löchern aufspringend. Die wild¬
wachsende Art findet man in Gebüschen. Pflanze mehrjährig.
104. Die weiße Seerose (^mpkaea alba).
In Seen, Teichen und Gräben erhebt sich diese Pflanze aus einer kriechen¬
den und schwammig-fleischigen, zuweilen armsdicken Wurzel, bekömmt an langen
Stielen große, runzlich - herzförmige Blätter, welche auf der Wasserfläche
schwimmen, und im August an ebenso langen Stielen tulpenförmige, schnee¬
weiße, aber inwendig mit einem gelben Fleck gezierte Blumen. Dieselben er¬
heben sich am Morgen etwas über die Wasserfläche und öffnen sich; Abends
sinken sie geschlossen wieder zurück. Der Kelch besteht aus 4—5 lederartigen,
grünen, inwendig und am Rande weißen Blättern. Die Kronblättcr sind
sehr zahlreich, jedoch nicht alle gleich groß, sondern nach innen kleiner werdend.
Inmitten der vielen Staubgefäße sitzt die kreisförmige Narbe, welche am Rande