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Zwiebclkuchcn, welcher unten scheibenförmig eins der Zwiebel hervortritt,
und aus welchem nach oben der Stengel entspringt, befestigt sind.
Der 2—3 Fuß hohe, einfache Stengel ist stielrund und steht steil auf¬
recht ; er ist von unten nach oben ganz mit zerstreut sitzenden Blättern besetzt.
Alle Blätter sind ganzrandig und von parallelen Nerven durchzogen; die
untersten sind aber größer, als die obern, und deßhalb ei-lanzettförmig, wäh¬
rend die obern, nach der Spitze zu immer mehr lineal-lanzettlich, und die
allerletzten linealisch werden.
Die sehr großen, weißen, angenehm duftenden und kur;gestiellen Blü¬
then bilden an der Spitze des Stengels eine armblüthige Doldentraube.
Kelch und Blumenkrone kann an der weißen Lilie nicht unterschieden wer¬
den, da eins von beiden fehlt; man nennt die 6 sich allmälig weiß fär¬
benden Blätter, welche Stempel und Staubgefäße in der Knospe umjchlie-
ßen, Blüthenhülle.
Die blumenkronartige Blüthenhülle ist also ganz gefärbt und besteht
aus 6 an der Spitze zurückgeschlagenen Blättern, welche unten am Grunde
schwach verwachsen sind. Inwendig ist an den Blattern unten ein Honig-
gefäß. Von ferne erscheint die Blüthe glockenförmig und trichterig-glockig.
Die 6 Staubgefäße stehen den Blättern der Blüthenhülle gegenüber,
sind aber kürzer, als diese, und unten mit ihnen verwachsen. Sie bestehen
aus einem pfriemenförmigen Träger und einem gelben, länglichen Staubkol¬
ben, welcher unter der Mitte befestigt ist und in zwei Fächern aufspringt.
Der in der Mitte stehende Stempel besteht aus dem walzenförmigen,
gefurchten (6 Furchen) Fruchtknoten, der inwendig 3 Fächer besitzt, und
aus dem oben verdickten Griffel mit seiner 3lappigen Narbe.
Die Frucht, die sich nach dem Abfallen der Blüthenhüllblätter aus dem
Fruchtknoten entwickelt, ist, wie der Fruchtknoten schon andeutet, eine 6-
furchige, 3fächerige Kassel, die, wenn die 3 Klappen aufspringen, in jedem
Fache viele stach zusammengedrückte Samenkörner mit gelber Schale zeigt.
Die weiße Lilie ist aus dem Morgenlande, wo sic in den Gebirgen
Persiens, Arabiens und Palästinas noch jetzt wild wächs't, zu uns gebracht.
Die Lilie hat, besonders in der Zwiebel, Heilkräfte.
99. Die jährige Sonnenblume (Helianthus annuus)
wird in unsern Gärten als Zierpflanze gezogen, ist aber keine einheimische
Blume, sondern stammt aus Peru und Mexiko.
Die Sonnenblume treibt in einem Sommer einen 5 — 8 Fuß hohen,
dauincsdicken Stengel, der mit herzförmigen, 3nervigen, gesägten Blättern
bejetzt ist und an dem nach oben verdickten Blüthenstiele eine tcllergroßc
nickende Scheibenblume trägt, die sich stets der Sonne zuwendet. Blüthezeit;
Juli und August. Pflanze einjährig.
In der Blüthenjcheibe sind die Randblüthen von den Scheibenblüthen
Ohr leicht zu unterscheiden. Jene sind zungenförmig, bandförmig oder strah¬
lend ; sie sollen eigentlich einen Stempel haben, — da aber derselbe selten
zur Ausbildung kömmt, nennt man sie geschlechtslos. (Achnlich bei der
Kornblume). Die Scheibenblüthen sind röhrenförmig und da sie Staubgefäße
und Stempel enthalten, nennt man sie zwitterig. Aus ihnen bilden sich die
etwas zusammengedrückten Samennüßchen, die zur Mästung des Federviehes
benutzt werden, aber auch ein gutes Oel enthalten.