Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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107. Die Akelei (Aquilegia vulgaris). 
ist eine beliebte Gartenblumc von sonderbarer Form und trüb violetter, selten 
weißer oder blauer Farbe, die erst im Juni und Juli zur Blüthe kömmt. 
Der 2— 3 Fuß hohe Stengel ist nach oben ästig und trägt viele 
nickende Blüthen. 
Blätter: einfach und doppelt-3zählig; an der Unterfläche graugrün. 
Die Blättchen sind 3lappig und gekerbt, jeder Lappen eiförmig abgerundet. 
Kelch und Krone sind von gleicher Farbe. Die Krone besteht aus 5 
trichterförmigen Tuten, welche jede die Oeffnung nach oben kehrt, mit dem 
Rande ihres schiefen Saumes angeheftet ist und unten in einen hohlen, mit 
hakenförmiger Spitze einwärtsgekrllmmten Sporn endigt. Zwischen den Tuten 
sind die 5 Kelchblätter aufgerichtet. — Die Pflanze variirt mit gefüllten 
Blüthen und hat betäubende Eigenschaften. 
108. Der Rittersporn (Delphinium Ajacis). 
Auch eine bekannte Gartenblume, welche auf dem 1—3 Fuß hohen, 
einfachen Stengel lockere, gipfelständigc Blüthentrauben, aber erst im Juni 
und Juli, tragt. Die Blätter sind 3theilig-vielspaltig, — bis zu linealen 
Fetzen zertheilt. Zwischen den Blüthen stehen farbige Deckblätter. Die Blü¬ 
then selbst bestehen aus einem kroncuartigen Kelche, von dessen blau oder 
roth gefärbten 5 Blättern das obere gespornt ist, und der 4spaltigeu 
Blumenkrone von gleicher Farbe, deren obere Blättchen in den Sporn ver¬ 
längert sind. Früchte: vielsamige Kapseln. 
109. Der blaue Sturmhut (Aconitum Napellus, L.). 
Vom Juni bis August blüht in unsern Gärten eine 2—5 Fuß hohe 
Pflanze, deren sonderbar geformte, violette, blau oder blauweiße Blütheu 
den Kindern zu der Benennung „Venuswagcn" oder simpler „Kutsche und 
Pferde" Veranlagung gegeben hat. Es ist der wahre Eisenhut, der blaue 
Sturmhut oder die Mönchskappe. Die dunkelgrünen, handförmig 5—7thei- 
ligen Blätter sind scharf giftig und offizincll; noch giftiger ist die Wurzel, 
welche von Gebirgsbewohnern (der Eisenhut wächs't in Gebirgen wild) zum 
Tödten wilder Thiere (Wölfe) verwendet wird, indem sic dieselbe in dein als 
Köder dienenden Fleisch verbergen. Der Stengel der Pflanze ist einfach; die 
Blüthen stehen in aufrechten, lockern Trauben. Sic bestehen aus einem 
5blätterigen, der Blume gleich gefärbten Kelche, dessen oberes, sehr großes 
Blatt (Helm oder Haube) gewölbt ist. Von den 5 Bluincnblättern sind die 
3 untern sehr klein, nagelförmig und oft in Staubgefäße verwandelt; zu¬ 
weilen fehlen sie ganz. Die 2 obern sind unter dem Helm verborgen, laug¬ 
genagelt, mit oben gekrümmter Kapuze. Die zahlreichen 20 und mehr Staub¬ 
gefäße stehen auf dem Grunde des Fruchtbodcns, der zahlreiche Fruchtknoten 
trägt. Auf jedem Fruchtknoten steht ein einfacher Grissel mit gespaltener Narbe. 
Die Fruchtknoten verwandeln sich nachher in Fruchtkapseln, 'die mit dem blei¬ 
benden Griffel gekrönt sind. In diesen Kapseln, welche der Länge nach auf¬ 
springen, sitzen die runzeligen, scharf-3kantigen, giftigen Samenkörner. Außer¬ 
dem ist in der Blüthe noch ein Honigbehälter vorhanden, entweder auf lan¬ 
gem , gebogenem Nagel wagerecht nickend, mit zurückgekrümmtem Sporn 
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