Vorwort.
Das vorliegende Lese-, Lehr- unb Sprachbuch will einerseits
unerschütterlich festhalten an dem Alten, Bewährten, ander¬
seits aber sich den Fortschritten der Neuzeit nicht verschlie¬
ßen. Und welches ist jenes Alte, Bewährte? Es ist das Wort
Gottes, unb bei diesem Grunde will anch dieses Vnch bleiben und
sich nicht wiegen und wägeil lassen von allerlei Wind der Lehre.
So wie es aber im treuen Bunde gehen soll mit dem heiligsten
Erbe, welches uns unsre Väter durch heißen Kampf erkauft, so soll
es auch den gebieterischen Forderungen der Jetztzeit, so weit sie
nicht wider Gottes Wort streiten, entgegenkommen. Die Wissen¬
schaft ist heutiges Tages ilicht mehr bloß ein Monopol der Gelehr¬
ten; sie ist auch, Dank ihrer Popularisierung durch gediegene Schrift¬
steller unb durch billige Erzeugnisse der Presse, das Eigenthum des
Volkes geworden. Soll baut da der Schulunterricht zurückbleiben?
Soll der Mann des Volkes, d. h. derjenige, der nicht zu einer hö-
hern wissenschaftlichen Bildung dnrchdkingt, gleichgültig all Tele¬
graph, Dampswagcn re. vorbeigehen?
Das Lesebuch hat deshalb eilte lehrhafte Aufgabe. Der
selige Semiltarlehrer Lanarchr ällßerte cillst, der Oberklasse llnsrer
Volksschule nütze eine bloße Sammlung voll Erzählungen, wie sie
llllsre Lehrbücher der Neuzeit oft enthalten, gar nichts. Für bloße
Unterhaltung sei die Zeit zll edel, die Lesefertigkeit aber müsse scholl
ill der Unterklasse erreicht werden. 'Deshalb hätten die alteil Kin-
derfrennde unb Lesebücher den Vorzug gehabt, kurze, aber er¬
schöpfende und zusammenhängende StlUllltariell, die man
gleich ohne weiteres beim Unterrichte zu Grunde legen könne, zu
enthalten, und eben dieser Vorzug der ztlsalilinellhällgeudell
erschöpselldcn Darstellung, der Totalität, gehe so manchen
Lesebüchern ab. Eilt Volksschullesebuch müsse alles enthalten, was,
mit Ausnahme des durch Bibel, Gesangbuch, Katechismus unb
Rechnenbuch dargebotenen Lehrstoffes, in beu christlichen Volkssehul-
unterricht gehöre. — Deshalb war es auch die Absieht Langrehrs,
ein solches Werk ztl liefern; doch der Herr rief ihn aus seinem
gesegneten Wirkungskreise ab unb er hgt seilt Vorhaben nicht aus¬
führen können. Man wolle cs deshalb verzeihen, wenn der Schüler
den Gedanken des Meisters atlszuführell suchte; man wolle dem