Full text: Der katholische Volksschüler in der Oberklasse

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Grund zu dem Kloster Sankt Gallen. In Sonstanz besonders 
hatten seine Predigten willige Zuhörer gefunden und viele Herzen für 
das Reich Gottes gewonnen, so daß einmal Alles ausrief: „Fürwahr, 
Gottes Geist hat heute durch den Mund dieses Mannes zu uns 
geredet!" Man bot ihm die bischöfliche Würde an;,allein er wies 
sie demüthig zurück so wie auch das Amt eines Abtes von Luxen 
und starb zu Arbon im Jahr 627. 
Auch nach Deutschland waren die irischen Glaubensboten ge¬ 
kommen. Predigend und lehrend durchzogen Trudpert und Pir¬ 
min ins ganz Schwaben, während der heilige Emeran zu 
Regensburg, der heilige Kilian zu Augsburg, der heilige Wili- 
bald zu Eichstädt, der heilige Corbinian zu Freising und der 
heilige Rupert zu Salzburg die Lehre Jesu verkündigten und bie- 
selbe mit ihrem Blute bekräftigten. Die größten Verdienste um 
Verbreitung des Christenthums in Deutschland erwarb sich jedoch der 
heilige Bo nifacius, der daher auch vorzugsweise der Apostel der 
Deutschen genannt wird. Auch er war aus England herüber 
gekommen von dem Drange erfüllt, den Heiden die Lehre des Heils 
mitzutheilen. Er kam zuerst zu den Friesen und sodann zu den 
Hessen. Die Hoheit seiner Gestalt, die Feuerkraft seiner Worte, die 
Liebe und Milde, die sein ganzes Wesen verklärte, zogen unwidersteh¬ 
lich an. Die heidnischen Deutschen kamen schaarenweise aus ihren 
Wäldern hervor, den gelehrten Fremdling zu hören, der ihre Sprache 
so geläufig redete und die Sagen ihrer Väter kannte. Viele Heiden 
ließen sich taufen, und zwei Brüder wurden von seinen Reden so 
tief bewegt, daß sie ihm ein großes Stück Land, Namens Amöne¬ 
burg, zum Geschenke machten, wo er dann eine Kirche und ein Kloster 
erbaute. Darauf berief ihn der Papst nach Rom, weihte ihn zum 
Bischof und sandle ihn wieder nach Deutschland zurück, um das an¬ 
gefangene Werk der Bekehrung weiter fortzusetzen. Er kam abermal 
nach Hessen, wo es noch viele Heiden gab. Bei Geismar traf er 
eine Eiche von ungewöhnlicher Größe, die dem Gott des Donners 
geweiht und ein Gegenstand der höchsten Verehrung war. Boni- 
facius beschloß sie umzuhauen und ließ sich durch die Drohungen der 
Götzenpriester, die ihr Heiligthum schützen wollten, nicht abschrecken. 
Sie glaubten, daß der Donnergott selbst seine Blitze auf den Frev¬ 
ler herabschleudern werde und standen in scheuer Erwartung umher, 
als der heilige Mann selbst eine Axt ergriff und die Eiche fällte. 
Als sie aber sahen, daß ihm Nichts widerfuhr, entsagten sie ihren 
unmächtigen Göttern und ließen sich taufen. Aus dem Holz der 
Eiche aber ließ Bonisacius eine kleine Kapelle erbauen. Im Be¬ 
griffe, die Bekehrung der Sachsen mit dem regsten Eifer zu be¬ 
treiben, vernahm Bonisacius die traurige Nachricht, daß die Friesen 
nach dem Tode ihres Bischofs Wilibrod vom Glauben abgefallen 
Reiser, der Nolksschüler i. d. Obcrklafse. ?
	        
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