Full text: Der katholische Volksschüler in der Oberklasse

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unter dem Schnee liegt. Mit den Füßen scharren sie den Schnee 
auf und heulen laut, um die Mönche und Laienbrüder zum Bei¬ 
stände aufzufordern. Um den ermatteten und erstarrten Reifenden 
schnell in's Leben zurückzurufen und stärken zu können, hat jeder von 
diesen Hunden am Halse eine Flasche mit starkem Branntwein, und 
sein Begleiter trägt einen warmen Ueberrock. Tressen diese Hunde 
auch nicht immer einen Lebenden an, so entdecken sie doch die Leiche, 
welche von ihren Freunden wieder erkannt werden kann, da die Ge¬ 
sichtszüge in diesem kalten Klima wohl zwei Jahre nach dem Tode 
noch kenntlich sind. — Einer dieser edeln Hunde, Barry genannt, 
trug eine Medaille, weil derselbe das Leben von 22 Personen ge¬ 
rettet hatte. Viele Reisende haben noch in den Jahren 1814 und 
1815 diesen Hund gesehen und beim Wärmefeuer der Mönche die 
Geschichte seines wohlthätigen Lebens gehört. Er starb im Jahre 
1816 bei der Begleitung eines piemontesischen Postcouriers, der gern 
baldmöglichst zu seiner, wegen seines langen Ausbleibens sich äng¬ 
stigenden Familie zurückkehren wollte, so sehr ihm auch die Mönche 
wegen des heftigen Sturmes davon abriethen. 
Von Sehnsucht nach den Seinigen getrieben, ließ er sich nicht 
aufhalten, und die menschenfreundlichen Mönche gaben ihm zwei Be¬ 
gleiter nebst zwei Hunden mit. Aber kaum hatten sie das Kloster 
verlassen, so wurden sie von zwei Lawinen bedeckt — und diese ver¬ 
schütteten auch unten im Thale die Familie des armen Postillons, 
die sich herausgewagt hatte, um dem Vater entgegen zu gehen. 
Einer dieser nützlichen Klosterhunde soll einst eine von einer La¬ 
wine verschüttete Mutter mit ihrem noch lebenden Knaben angetroffen 
haben, und das gute Thier ruhete nicht eher, bis der Knabe aus 
seinen Rücken stieg, damit er ihn in das Kloster zurücktragen konnte. 
4. Azor. 
In den ersten Jahren der Besitznahme von Algier durch die 
Franzosen geschah es häufig, daß in der Nacht die Vorposten 
auf eine unbegreifliche Weise überfallen und ermordet wurden. Die 
Soldaten suchten daher herrenlose Hunde, die in allen muhameda- 
nischen Städten zu Hunderten herumlaufen, an sich zu ziehen, um 
sich derselben als Warner zu ihrem Schutze zu bedienen, und 
wirklich leisteten diese Hunde bald den Soldaten vortreffliche Dienste, 
indem sie bei Annäherung eines B eduineu in ein furchtbares Ge¬ 
heul ausbrachen und so die nahe Gefahr und die Gegend, woher 
sie kam, anzeigten. 
Ein junger Soldat Namens B achard (sprich Baschar) hatte 
eines Abends, als es schon dunkel war, mit seinem Hunde Azor 
den äußersten Wachposten bezogen. Es dauerte nicht lange, so hörte
	        
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