Leibeigenschaft und Erbunterthänigkeit. Lasten. Rechtlosigkeit.
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Die Lasten der Bauern bestanden zunächst in Fronden oder Lasten.
Herrendiensten, die zumeist nach Zeit und Gegenstand genau bestimmt
(„gemessen") waren. Es gab Jagd-, Fischerei- und Baufronden
(diese wurden auch „Scharwerk" genannt) sowie Hand- und
Spanndienste. Gelegentlich mußten die abhängigen Leute auch
Schneckenhäuschen zum Garnwinden suchen, die quakenden Frösche
zur Ruhe bringen (dann wurden lange Stangen in den Teichen hin
und her bewegt) oder gar in den Betten der Herrschaft springkräftige
Tierchen suchen. Kann man dies vielleicht auch aus altertümlicher
Symbolik erklären, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß die
Bauern oft unter rohem Übermut zu leiden hatten. Nur das war
eine Erleichterung, daß die Dienste tags vorher angesagt werden
mußten und daß die Herrschaft in ihrem eigenen Interesse die Ar¬
beitenden oft verköstigte. — Neben diesen Diensten gab es nun manche
Natural- oder Geldleistungen. An Stiftsleute und Pfarrer wurden
von Halm- und Wurzelfrüchten, von Wein und Obst sowie von
landwirtschaftlichen Tieren die Zehnten entrichtet. Schon das war
für den Bauer, der die Kosten seiner Wirtschaft zu bestreiten hatte,
ziemlich drückend. Dazu kamen aber noch verschiedene Abgaben an
den Landesherrn, ferner der sog. Sterbefall oder Todfall (s. S. 39
über Buteil; in Tirol, wo das ganze Vermögen in Vieh bestand,
bekam der Herr einen Ochsen), dazu Abgaben beim Herrenwechsel
sowie Abzugs- und Kriegsgelder. Weil nun die Grundherren ihre
Ansprüche ans Leben mehr und mehr steigerten, aber nicht genug
Einnahmen zu ihrer Befriedigung hatten, so versuchten sie, die bäuer¬
lichen Lasten möglichst herauszuschrauben. Dagegen wehrten sich
natürlich die Bauern mit allen Mitteln, namentlich, wenn sie einst
freie Eigentümer des Grund und Bodens gewesen waren. Dazu
kam nun noch, daß Leben und Eigentum der Bauern oft durch Fehden,
Jagden u. dgl. bedroht waren. Beim zunehmenden Verfall der Reichs- Rechtlosigkeit,
geweilt im 15. Jahrhundert aber ward es immer unmöglicher, fein