Full text: Europa's Länder und Völker

es. Die Portugiesen sind der Meinung, man habe ja Geld ge¬ 
nug, alles Uebrige von den Fremden zu kaufen, und bleiben 
also lieber in Unthätigkeit. Kaum bauen sic Korn und Zuge¬ 
müse auf drei oder vier Monate, und Oel auf -fünf oder sechs. 
Sic lassen das Getreide von der afrikanischen Küste, aus Ita¬ 
lien, England, Frankreich, das Oel aus Italien, die getrock¬ 
neten Bohnen aus Holland, das Vieh aus verschiedenen an¬ 
dern Ländern herbeiholen. Der Boden erforderte gleichwohl nicht 
halb so viel Arbeit als in Deutschland, um alles, was der Mensch 
bedarf, hervorzubringen. Die Erde ist so fruchtbar und das 
Klima so wohltätig, daß eine Menge afrikanischer und ameri¬ 
kanischer Gewächse hier von selbst fortkommen. Die Natur hat 
sich gleichsam nach der Faulheit der Portugiesen gerichtet; aber 
auch die wenige Arbeit, die noch weiter erfordert wird, ist ihnen 
zu mühsam; so ließe sich z. B. aus der Milch der hiesigen Kühe 
die wohlschmeckendste Butter bereiten; man thut es aber nicht, 
sondern läßt lieber Butter und Käse aus Holland und Irland 
kommen, wo beides auf der langen Reise oft verdirbt. Die 
mehrstcn Schuhmacher, Schneider und andere dergleichen un¬ 
entbehrliche Arbeiter sind Ausländer; sic lassen sich besser bezah¬ 
len als die Portugiesen und haben doch mehr zu thun, weil sie 
mehr Fleiß und Geschicklichkeit anwenden. Auch zu den gemei¬ 
nen Handarbeiten, z. B. Wassertragen, Packen, Aufladen rc., 
miethet man Fremde, besonders Galizier, die in großer Menge 
nach Lissabon und in andere portugiesische Städte kommen, in¬ 
deß die ärmern Portugiesen, die zu stolz und zu träge zu sol- 
chen Geschäften sind, lieber betteln und sich auf den Straßen 
von Ungeziefer, Elend und von Krankheiten, die daraus entste¬ 
hen, verzehren lassen. 
VIII. 
Spanien. 
i. Ansicht von Spanien. 
Spanien breitet sich mit Portugal auf einer großen fruchtbar 
ren Halbinsel aus, die von 155 Flüssen durchströmt und von 
ansehnlichen Gebirgsketten durchzogen wird. 
Vier von den Hauptflüssen kennen wir schon von Portugal 
aus, nämlich den Guadiana, den Tajo, den Duero und 
Minho; hierzu gehören dann noch der Ebro, der Guadal¬ 
quivir und der Tinto, oder der farbige Fluß, der seiner 
gelben Farbe wegen diesen Namen erhalten hat. Sein Wasser
	        
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