Erstes Kapitel.
Die Erde in Beziehung Min Weltgebäude.
Der Mensch gewinnt niemals einen vollständigen Begriff und eine
tiefere Einsicht von der Wissenschaft im Allgemeinen, wenn er seine Auf¬
merksamkeit nur auf die Thatsachen beschränkt, welche ihn ein einzelner
ZwciF derselben lehrt. Das Wissen gleicht nämlich einer goldenen Kette,
welche der Mensch Glied für Glied zu untersuchen gezwungen ist, als ob
er zugleich nicht im Stande wäre, die zwischen den einzelnen Theilen ob¬
waltende Verbindung wahrzunehmen. Wenn wir uns daher die Er¬
scheinungen klar zu machen versuchen, welche auf der Erdoberfläche vor
unseren Augen stattfinden, ohne uns zuvor mit der Beschaffenheit des
Erdkörpers und seinen Beziehungen zu den ihn umgebenden anderen Kör¬
pern de§ Weltenraumes bekannt zu machen, werden wir stets unser Wissen
als ein sehr mangelhaftes erkennen lernen, und können in vielen Fällen
sogar in Irrthümer verfallen. Alle Ursachen, welche auf die Erdober¬
fläche einwirken, mögen an und für sich ganz geeignet seyn, die auf der
Erde wohnenden Geschöpfe zu erhalten und zu ernähren; allein das Ver¬
hältniß, in welchem die Erde zu andern Körpern steht, kann, wie den
meisten Menschen bekannt ist, im Stande seyn, die Wirkung jener zu stören
oder den Planeten selbst zu zerstören. Wir müssen daher damit beginnen,
die Beziehungen der Erde zu den übrigen Himmelskörpern — in ihrer
Eigenschaft als Glied des Weltgebäudes — zu bestimmen.
Gestalt und räumlicl»c Verhältnisse der Erde.
Eine oberflächliche Untersuchung der äußern Erscheinungen möchte
einen Beobachter zu dem Schluffe führen, daß die Erde eine ausgedehnte
Fläche sey. Diese Meinung wurde lange Zeit von den Ungebildeten fest¬
gehalten und in verschiedenen Perioden der Geschichte der Wissenschaft
auch von den Gelehrten geglaubt und gelehrt. Fabrieius gibt uns in seiner