Full text: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

Iteberrefte urweltlicher Thiere. 
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Organische Ueberrcste. 
Es ist bereits gesagt worden, daß viele geschichtete Gebirgsartcn die 
Ueberreste organischer Körper enthalten, deren einige einen sehr bemerkens- 
werthen Charakter tragen und zu wichtigen Folgerungen führen. Schon 
lange hat die Entdeckung derselben in den festen Schichten der Erde, und 
zwar in großen Tiefen unter der Oberfläche, die Verwunderung aller 
Denkenden in Anspruch genommen. Man weiß, daß sie lange, ehe noch 
die Wissenschaft der Geologie einen Namen hatte, die Aufmerksamkeit der 
Gelehrten erregten; einige von den Spekulationen, die bis zu uns gelangt 
sind, können kaum den Begriffen der unwissendsten Bauern unserer Tage 
vorgezogen werden. Seitdem sich aber die Menschen mit geologischen 
Forschungen beschäftigen, hat das Studium der Versteinerungen eine hohe 
Wichtigkeit erreicht. 
Durch den Charakter der organischen Ueberreste läßt sich, wie wir 
bereits gezeigt haben, häufig die relative Lage und das Alter einer Ab¬ 
lagerung bestimmen, indem jede Schichtenreihe eine Klasse enthält, die ihr 
eigenthümlich ist. Es ist nicht immer möglich, die Stelle einer Schichte 
in den geologischen Reihen nach ihren mineralogischen Charakteren zu 
bestimmen. Wenn sich aber eine Sammlung ihrer Versteinerungen veran¬ 
stalten läßt, so verschwindet die Schwierigkeit, und ihr relatives Alter 
kann ausgerechnet werden. Jede Schichtenreihe, die ihre eigenthümlichen 
Versteinerungen besitzt, besitzt daher einen Inder für ihre eigene geheim¬ 
nißvolle Geschichte, indem durch diese nicht nur ihre Lage in den Reihen 
enthüllt wird, sondern auch die Umstände, unter denen sie gebildet worden 
ist, an's Licht kommen. 
Das Factum, daß jede Gestcinrcihe eigenthümliche Versteinerungen 
enthalte, ward zuerst vor mehr als 150 Jahren von Li st er entdeckt. 
Die Ehre einer weitern Auseinandersetzung und ausgedehnterer Beobach¬ 
tung gebührt jedoch William Smith. So hat dieser sowohl den 
Naturforscher als den Geologen veranlaßt, seine Beobachtungen bis in die 
Erdrinde zu erstrecken, wo nun die Ueberreste einer Wesenrace, die bis¬ 
her ganz unbekannt war, entdeckt waren. 
Die versteinerten Thierknochen gehören unter die merkwürdigsten orga¬ 
nischen Ueberrcste. Cu vier, jener berühmte französische Geologe, 
unternahm zuerst das Studium dieser Versteinerungen. Als Antiquar 
einer neuen Art (um uns seiner eigenen Worte zu bedienen), er 
zugleich genöthigt, die Kunst der Wiederherstellung dieser Denkmale 
vergangener Erdrevolutionen in ihren ursprünglichen Formen zu erlernen 
rind ihre Natur und ihre Beziehungen zu einander zu entdecken. Er mußte 
die Fragmente, aus denen sie bestanden, in ihrer ursprünglichen Ordnung
	        
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