Einwirkung von Wasser und Luft auf die Erdoberfläche.
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von einander getrennt seyn können, wird allerdings, wenn er einmal zu
arbeiten anhebt, furchtbare Wirkungen auf seine nächste Umgebung aus¬
üben, allein die Wellen des Flusses schlagen täglich in .ihrem ganzen
Laufe an die Ufer an und tragen in jeder Stunde einen Theil des aufge¬
nommenen Materials in irgend ein fernes Meer.
Vier Kräfte sind es hauptsächlich, die bei der Zerstörung und Wieder-
bildung des Gesteins tbätig sind: Wärme, Luft, Wasser und
chemische Einwirkung. Dagegen gibt es nur zwei erhaltende Prin¬
cipien: Eohäsion und Vegetation. Die zerstörenden Kräfte wirken häufig
zugleich, und bewirken sehr oft durch unablässige Thätigkeit die Zersetzung
eines Gesteins, das Jahrhunderte lang dem ungestümen Angriff der hef¬
tigsten Kräfte unerschüttert widerstanden hat. Das Wasser bahnt sich einen
Weg durch den härtesten Felsen, die Hitze bringt seine Bestandtheile in
einen Zustand der Schmelzung; oder cs wirken diese beiden Kräfte zu¬
sammen auf eine Schichte Gestein, dessen Theile nur eine sehr geringe
Eohäsion haben, aber durch eine üppige Vegetation zusammengehalten
werden. Wenn eine aus Thonschiefer bestehende Klippe bald durch das
Wasser des Oceans angegriffen, bald wieder durch die Sonnenhitze ausge¬
dörrt wird, so wird der häufige Wechsel der äußeren Umstände trotz des
bindenden Einflusses der Vegetation bald ein Stück um das andere ablösen,
Um aber die Veränderungen, welche im Gange sind, genau zu verfolgen,
müssen wir den Gegenstand aus zwei Gesichtspunkten beobachten: nämlich
von der Zerstörung und der Wiederbildung des Gesteins aus.
Luft und Wasser wirken beide chemisch und mechanisch aus das Gestein,
und wenn wir es versuchten, die Natur der durch sie hervorgebrachten
Veränderungen bis aufs Kleinste hinaus zu verfolgen, so müßten wir
nothwendig den Einfluß eines jeden in all den mannigfaltigen Zweigen
ihrer Thätigkeit erforschen.
Die Atmosphäre übt einen mechanischen Einfluß auf das Gestein,
besonders wenn sie eine große Quantität Wasser enthält. Das Ver¬
wittern des Gesteins, wie man diese Wirkung genannt hat, kann mehr
oder weniger in allen Ländern beobachtet werden. Befindet sich die Lust
in einer heftigen Bewegung, wie bei Orkanen, so ist sie ein zerstörendes
Agens von nicht geringer Kraft, und selbst Mineralmassen werden unter
ihrem Einfluß zerstört und ihre Verbindung aufgelöst.
Das Wasser ist ein noch wirksameres Agens: denn mag es nun
über die Oberfläche hinströmen oder durch die Schichten sickern, so führt
es immer einen, wenn auch noch so kleinen Theil mineralischer Materie
mit sich fort. Neberall, wo man es auch finden mag, trägt es zur Aus¬
lösung mineralischer Substanzen bei. Die Summe der abgeriebenen Theile