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Die Planeten.
einigten Anziehungen seyn dürste? Es fragt sich jedoch nichts ob sie un¬
mittelbar eine Wirkung hervorbringen werden, welche der Stabilität des
Systems feindselig wäre, sondern ob dieß nicht in künftigen Zeitaltern
geschehen könne. Eine einzige Revolution kann nur einen geringen Einfluß
üben, denn die vereinigte Anziehungskraft aller Planeten, durch welche
Störungen herbeigeführt werden könnten, hat keine Bedeutung, gegenüber
von der Kraft der Sonne. Wenn aber diese geringen Einflüsse fortfahren,
auf einen Planeten zu wirken, und wenn dabei eine Revolution auf die andere
folgt, so können sie ihn nach und nach aus seiner gegenwärtigen Bahn treiben.
Nm dieser Untersuchung ein bestimmtes Ziel zu geben, können wir
etwa die Fragen auswerfen: ob es möglich wäre, daß die Anziehungs¬
kraft der Planeten im Lauf der Zeit die Erde aus ihrer Bahn treiben,
und so all die Nebel hervorbringen könnte, die ans einer Veränderung des
Klima's entspringen würden; und ob es möglich wäre, daß sie einem
andern Körper so nahe gebracht würde, daß ihre gleichförmige Bewegung
gestört oder eine zweite Sündflnth herbeigeführt würde? Es gibt aller¬
dings gewisse Störungen, und wenn diese ohne Beschränkung weiter aus¬
gedehnt werden, so läßt sich weder berechnen noch denken, in welche unglück¬
liche Lage die Erde und ihre Schwefterplaneten durch die langandauernde
und fortschreitende Thätigkeit eines solchen gebracht werden könnten.
Der Abstand des Brennpunktes von deni Mittelpunkt der elliptischen
Bahn der Erde hat seit den frühesten Zeiten astronomischer Beobachtung
immer abgenommen, und ihr Trabant, der Mond, hat sich seit der Zeit,
wo man die erste Mondsfinsterniß beobachtete, immer schneller und schneller
bewegt. Es ist daher nicht unvernünftig, zu fragen, wo diese Veränderun¬
gen enden werden. Was anders als Zerstörung kann ans diesen Umände¬
rungen in der Schönheit, Harmonie und Stabilität entspringen? Allein
der Schöpfer des unvergleichlichen Mechanismus des Universums hat sein
Werk nicht der Selbstzerrüttung und Selbstzerstörnng anheim gegeben.
Diese Veränderungen finden eben in der Einrichtung der Systeme selbst
eine Grenze. Sie mögen eine Zeitlang andauern, aber die Ursachen selbst
müssen zu wirken aufhören, und die Körper, welche eine Zeitlang in ihrer
Bewegung^,gestört waren, werden in ihren ursprünglichen Zustand zurück¬
kehren. Man kann sich wohl denken, daß es nicht so leicht ist, den Grad
dieser Störungen nach der Zeit zu bestimmen, wann sie wieder aufhören
werden; denn wir müssen uns erinnern, daß jeder Wechsel in der Lage
der störenden Körper eine Veränderung iu einer Bewegung des afsicirten
Körpers bewirken wird. Doch haben Lagrange und Laplace nachgewiesen,
daß diese Störung eine gewisse Grenze nicht überschreiten könne, innerhalb
welcher sie die Stabilität des Systems durchaus nicht beeinträchtigen wer-