Full text: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

Nebelflecken, Mondsphasen, 
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nennen belieben, übertragen. Laplaee's großer Geist war mit diesem unver¬ 
antwortlichen, unphilosophischen Skepticismus behaftet, und unterdessen 
Einflüsse bediente er sich der von Sir William Herschel gemachten Ent¬ 
deckungen zur Aufbauung einer Hypothese, durch welche er die Bildung 
der Planeten und der Sonne selbst aus einem ueblichten Lichrstoffe, 
den er als die Grundursache zu bezeichnen beliebte, erklären wollte. 
Laplace dachte sich eine Zeit, wo die Sonne während ihrer Drehung um 
ihre Achse von einer Atmosphäre umgeben war, die in Folge der außer¬ 
ordentlichen Hitze des Lichtkörpers selbst sich so sehr verbreitete, daß sie 
bis über den Raum hinausging, wo sieh jetzt der entfernteste Planer des 
Sonnensystems bewegt. Aber im Verhältniß wie die Temperatur der 
Sonne abnahm, oder mit andern Worten, wie die Sonnenatmosphäre sich 
verdichtete, nahm die Notation zu; und da die Centrisugalkrast des ent¬ 
ferntesten Theils der Atmosphäre die Centripetalkraft, d. h. die Anziehungs¬ 
kraft der Sonne, überwältigte, so wurde ein Ring von Dunstmaterie ab¬ 
gesondert, der in Stücke brach, sich wieder vereinigte und eine unabhängige 
Masse bildete, die sich irm die Quelle des Lichts zu drehen begann. Im 
Verlauf der weitern Abkühlung wurden neue Zone» von der Masse abge¬ 
sondert, und so eine Reihe von Dunstplaneteu gebildet. Während diese 
getrennten Dunstmassen sich abkühlten und verdichteten, warfen sie wie die 
Sonne selbst einen Theil ihrer Materie ab, um Ringe oder Trabanten zu 
bilden. Durch diese seltsame Hypothese, die auf keinen andern Grund als 
eine Muthmaßung über die endliche Bestimmung der »och jetzt vorhandenen 
Nebelmaterie gebaut ist, wollte der französische Mathematiker die Bildung 
deö Sonnensystems erkläre». Wir können jedoch nicht begreifen, wie selbst 
die Annahme einer solchen Theorie seinen Zweck fördern oder beweisen 
könnte, daß die ursprüngliche Ursache aller materiellen Eristenz eine zu¬ 
fällige Zusammensetzung von Atomen gewesen sey. Denn nehmen wir auch 
seine Hypothese für wahr an, so müssen wir immer noch fragen: woher 
kamen denn diese Atom? und die Eigenschaften, welche sie auszeichnen? 
MvndSphasen. 
Die Veränderungen des Mondes mögen ebenfalls in der Reihe der 
hinmtlischen Erscheinungen, die unserer Aufmerksamkeit würdig sind, einen 
Platz einnehmen, und noch unmittelbarer als die eben erwähnten unsere Be¬ 
trachtungen auf sich ziehen, weil sie beständig dem unbewaffneten Auge sichtbar 
sind. Der Mond hat kein eigenes Licht, wie die Sonne, sondern wird erst durch 
seine Reflerion der Sonnenstrahlen sichtbar. Wäre die Oberfläche des Mondes 
glatt und polirt, so würden wir eine ganz andere Erscheinung beobachten, 
als dieß jetzt ver Fall ist, denn dann würde er das Licht nicht nach allen
	        
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