74 Zweites Kap. Geschichte d. einzelnen barbarischen Reiche. 
tim, Friaul, Kärnthen, Slavonien, Servien und Bosnien; von den Anten 
aber (deren Name später unter den nachströmenden asiatischen Horden ver¬ 
schwand) die russischen Staaten von Kiev und Nowgorod und das polnische 
Reich — insgesammt vor dem 7ten Jahrhundert — gestiftet worden seyn. 
Unter den ins nord-östliche Teutschland eingewanderten Stämmen machten 
insbesondere die Pommern, die Ukcr und Lutizer, deren Name noch heute 
in ihren Wohnsizen lebt, die Milzen zwischen der niederen Oder und Elbe, 
die Sorben in Meißen und dem südlichen Brandenburg und die mächtigen 
Obotriten im Meklenburgischen ihren Namen berühmt. Die spezielle Ge¬ 
schichte dieser Völker und Reiche wird jedoch erst im folgenden Zeiträume be¬ 
deutend. 
Zweites Kapitel. 
Geschichte der einzelnen barbarischen Reiche. 
I. Vandalisches Reich *). 
§. 1. Genserich. 
Wir haben (Kap. I. §. 17. 18.) gesehen, wie die Vandalen binnen 
20 Jahren von den Usern der Elbe bis an die gadetanische Straße kriegerisch 
wanderten, wie sie in Spanien neben oder mit den Alanen und Sueven die 
barbarische Herrschaft einführten, gleichwohl aber — durch die Feindseligkeit 
der mit ihnen eingewanderten Horden und durch der Westgothen, in Roms 
Namen erhobene, Waffen umhergetrieben — kein festes Reich dort errichten 
konnten. 
Genserich (oder Geiserich), der natürliche Bruder und Nachfolger 
desjenigen Gunderich, unter welchem die Vandalen durch Gallien nach Spa¬ 
nien gegangen, warf seine Blicke übers Meer nach der reichen afrikanischen 
Provinz, deren Statthalter Bonifacius, in die Schlingen des schändlichsten 
Dcrraths verstrickt, den lauernden Feind des Reiches zur eigenen Rettung 
herbeirief. Sofort führte Genfcrich seine vandalischen Krieger — mit Wei¬ 
bern, Kindern und Sklaven —, dazu die Alanen, welche schon früher seiner 
Fahne sich beigesellt hatten, und einen vermischten Hausen, durch die Aussicht 
') S. Mannert's Geschichte der Vandalen.
	        
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