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Zweites Kap. Von dem Reiche der Teutschen. 
Da Otto III. kinderlos gestorben, so erhielt Heinrich von Baiern, 
Enkel von Otto's M. Bruder, die Krone; nicht ohne Widerspruch, ja nicht 
ohne Kampf. Als aber die verwandten und nicht verwandten Nebenbuhler in 
Teutschland besiegt waren, sezte in Italien der Markgraf Ardoin von 
Jvrea noch viele Jahre den Krieg um die Herrschaft fort. Heinrich siegte, 
doch gewann die Welt dabei wenig. Mit Unrecht wies der Abt zu Verdun 
den kaiserlichen Kandidaten, der in sein Kloster treten wollte, zurück. Einem 
Haupte, welches vom (Mönchs-) Heiligenscheine strahlt, gehören irdische Kro¬ 
nen nicht. Als die glorreichste Handlung seines Lebens pries der König die 
— mühevoll zu Stande gebrachte, ja mit unerhörter Demüthigung von den 
Bischöfen erkaufte, auch im Grunde für Staat und Kirche unnüz e — Stif¬ 
tung des Bisthums Bamberg, welches er verschwenderisch mit Reichsgütern 
begabte; und sterbend noch freute er sich des Verdienstes, nie die jungfräu¬ 
liche Keuschheit seiner angetrauten Gattin verlczt zu haben. Der Papst (Be¬ 
nedikt VIII.) überreichte dem Kaiser bei der Krönung den — nachmals 
unter die Reichsklcinodicn aufgenommenen — goldenen Apfel, als das Emblem 
der Weltherrschaft. Der römische Bischof mochte für jeden Fall die Erhöhung 
des Kaisers wünschen, dessen Glorie — ob er Herr oder Diener der Kirche 
wäre — auf dieselbe immer zurücksiel; aber Schwäche und Unglück waren der 
Charakter von des Weltbehcrrschers Regierung. Nicht einmal Böhmen, 
dessen Herzoge längst Vasallen des Reiches gewesen, auch nicht Polen, dessen 
Herzog Bo les law von Otto Hl. die königliche Würde als Gnadengeschenk 
empfangen, konnte Heinrich bezwingen. 
Mit ihm erlosch das sächsische Kaiserhaus (1024). Die Idee des 
Erbrechtes und mit ihm die Macht der Krone wurden geschwächt durch die 
eintretende Nothwendigkeit der Wahl. Ein Glück für die nach eigener Hoheit 
strebenden Stände, minder für das Volk, als welches gegen den Uebermuth 
der Zwinghcrren des kräftigeren Königsschuzcs gar sehr bedurft hätte! 
§. 8. Fränkische Kaiser. Konrad II. 
• Von einer großen Versammlung geistlicher und weltlicher Stände und 
unter dem beifälligen Zurufe einer Menge Volkes, welches, zu dieser feier¬ 
lichen Nationalhandlung zusammenströmend, an beiden Ufern des Rheins zwi¬ 
schen Mainz und Worms gelagert war, wurde Konrad, ein fränki¬ 
scher Großer, den man — nach seiner Abkunft oder seinen Erbgütern —■
	        
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