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Eduard schämte sich nun so sehr/ daß er beynahe die 
Schmerzen vergaß und wegzulaufen wünschte; aber er 
war so stark verletzt/ daß er gezwungen war, sich wieder 
niederzusetzen. 
Die Wahrheit der Sache wurde bald von Karl erzählt 
und eben so bald von allen Anwesenden geglaubt, die ihn 
kannten, denn er hatte den Nus eines ehrlichen Knaben, 
und Eduard war für einen Dieb und Lügner bekannt. 
Daher bedauerte Niemand den Eduard der Schmerzen 
wegen, die er fühlte. „Er verdient es," sagte der Eine; 
warum nahm er etwas, das ihm nicht zugehörte." „Ey 
was, er ist nicht stark verletzt, dafür will ich einstehen," 
sagte ein Anderer. „Und wenn er's wäre, so ist's ein 
glücklicher Stoß für ihn, er rettet ihn vielleicht vom Gal¬ 
gen," sagte ein Dritter. Karl war der Einzige, welcher 
nichts sagte; er half Eduarden auf eine Bank, denn Kna¬ 
ben, welche Muth haben, sind immer gutmüthig. 
„O, komm her," sagte der Apfelsinen-Händler, ihm 
zurufend, „komm her, mein ehrlicher Junge! Was! hast 
Du das blaue Auge bey der Bewachung meiner Apfelsinen 
erhalten? Hast Du? DaS ist ein tüchtiger kleiner Bur¬ 
sche!" sagte er, ihn bey der Hand nehmend und in die 
Mitte des Volks führend. 
Männer, Frauen und Kinder hatten sich um ihn ver¬ 
sammelt, und alle Kinder richteten ihre Augen auf Karl, 
und wünschten an seiner Stelle zu seyn. 
Zn der Zwischenzeit nahm der Apfelsinen-Händler Karl 
den Hut vom Kopfe und füllte denselben mit schönen Mes- 
siner Apfelsinen an. „Da, mein kleiner Freund," sagte 
er, „nimm hin, und Gott gesegne sie Dir! Wenn ich es 
nur könnte, solltest Du alle.haben, die in meinen Kör¬ 
ben sind!" 
Das Volk, und besonders die Kinder, jauchzten darauf 
vor Freude; aber sobald es ruhig geworden war, sagte
	        
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