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gend Spinnengewebe oder Staub an den Wänden, und 
sie bemerkte, daß es in der Kammer sehr süß roch; sie sah 
sich um, ob sie nicht vielleicht einige Blumen entdecke, 
die jenen angenehmen Geruch verbreiteten, aber sie konnte 
nichts sehen alseine große Menge reiner, leerer Gefäße 
von verschiedener Form und viele große runde und tiefe 
Schüsseln voll Milch: sie näherte sich diesen und der Ge- 
ruch schien von ihnen herzukommen. 
Als sie in einen großen Theil derselben hineingeguckt 
hatte, schien eS ihr, als ob sie nicht alle gleich wären; 
die Milch in einigen der Schüsseln war etwas gelblich und 
sah dick aus, wie der Rahm, den sie jeden Morgen beym 
Frühstück sah; die Milch in den andern Schüsseln aber 
war etwas bläulich und sah dünn aus, wie die, die ihr 
und ihrem Bruder oft zu trinken gegeben wurde. Indem 
Lucie noch darüber nachdachte, sah sie eine der Mägde 
ihrer Mutter zu einer der Schüsseln gehen, welche die 
gelbliche Milch enthielt. Die Magd hatte einen hölzernen 
Löffel in der Hand und tauchte diesen sehr vorsichtig in 
die Schüssel, Sie kam aber nicht damit bis auf den Bo¬ 
den der Schüssel, sondern nahm den Theil der Milch ab, 
der oben auf war und goß diesen in ein anderes Gefäß; 
Lucie sah, daß die Milch, die in der Schüssel geblieben 
war, der andern gar nicht ähnlich sah, die das Mädchen 
herausgenommen hatte, sondern sehr dünn und blau war. 
Als Luciens Mutter aus der Milchkammer ging, nahm 
sie ihre kleine Tochter mit aufs Feld, um spazieren zu ge¬ 
hen. Bald nachdem sie weggegangen waren, sagte Lucie: 
„Mutter/ als ich eben in Deiner Milchkammer war, sah 
ich das Mädchen Milch auS einer Milchschüssel nehmen 
und die sah aus wie die, welche Du in Deinen Thee gie- 
sest, die, wie ich glaube, Rahm genannt wird; aber sie 
ließ noch Milch in der Schüssel und die sah ganz und gar
	        
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