fullscreen: Spiegel neudeutscher Dichtung

Julius Hart. 
Ein Flammenherd darunter — ein Vulkan, 
von Millionen Feuerbränden lodernd, ... 
ein Paradies, ein süßes Kanaan, — 
ein Höllenreich und Schatten bleich vermodernd. 
Hin donnernd rollt der Zug, es saust die Luft! 
Ein andrer rast dumpf rasselnd risch vorüber, 
Fabriken rauchgeschwärzt, weit durch den Wasserduft 
glänzt Flamm' um Flamme, düster, trüb und trüber, 
engbrüst'ge Häuser, Fenster schmal und klein, 
bald braust es dumpf durch dunkle Brückenbogen, 
bald blitzt es unter uns wie grauer Wasserschein, 
und unter Kähnen wandeln müd' die Wogen. 
Vorbei, vorüber! und ein geller Pfiff! 
Weiß fliegt der Dampf,.. . ein Knirschen an den Schienen; 
die Bremse stöhnt laut unter starkem Griff... 
Langsamer nun! Es glänzt in allen Mienen! 
Glashallen über uns und lautes Menschenwirren,... 
halt! Und „Berlin!“ Hinaus aus engem Wagen! 
„Berlin!“ „Berlin“ Nun hoch die junge Stirn, 
ins wilde Leben laß dich mächtig tragen! 
Berlin! Berlin! die Menge drängt und wallt, 
wirst du versinken hier in dunklen Massen? ... 
und über dich hinschreitend stumm und kalt, 
wird niemand deine schwache Hand erfassen? 
du suchst... du suchst die Welt in dieser Flut, 
suchst glühende Rosen, grüne Lorbeerkronen,.. 
schaͤu dort hinaus!... die Luft durchquillt's wie Blut, 
es brennt die Schlacht, und niemand wird dich schonen. 
Schau dort hinaus!l — Es flammt die Luft und glüht, 
horch, Geigenton zu Tanz und üpp'gem Reigen! 
Schau dort hinaus, der fahle Nebel sprüht, 
aus dem Gerippe nackt herniedersteigen — 
zusammen liegt hier Tod und Lebenslust, 
und Licht und Nebel in den langen Gassen — 
nun zeuch hinab, so stolz und selbstbewußt, 
welch eine Spur willst du in diesen Fluten lassen? 
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