her, denn Alle wollten gern den Büschel haben, den
sie für den größesten und schönsten hielten.
Einige hefteten die Augen auf den ersten, an wel¬
chem die Kirschen in der That sehr reif aussahen.
»Ihr könnt nicht alle diesen Büschel bekommen,"
sagte Mariane, „welchem von euch soll ich ihn geben?
Ihr alle wünscht ihn zu haben."
„Gib ihn mir! gib ihn mir!" riefen Alle zuerst, doch
darauf riefen sie: „Behalte ihn selbst, Mariane! behalte
ihn selbst!"
„Nun sieh einmal, Owen, was es heißt, gutmüthig
und gutgelaunt wie Mariane zu seyn," sagte Wilhelm,
der älteste der Knaben, der neben ihm stand; „wir sind
Alle bereit, die reifsten Kirschen Marianen zu überlassen;
aber es würde uns nicht einfallen, dieses für Dich zu
thun, weil Du so mürrisch und unangenehm bist."
„Ich bin jetzt nicht mürrisch, jetzt bin ich nicht un¬
angenehm," erwiederte Owen, „und ich will nie wieder
mürrisch und unangenehm seyn."
Dies war ein guter Vorsatz, aber Owen hielt ihn
nicht lange. In dem Büschel Kirschen, den Mariane
ihm als seinen Antheil gegeben hatte, befand sich eine,
welche, obgleich roth auf der einen Seite, doch auf der
andern ganz weiß und hart war.
»Diese Kirsche ist nicht reif, und hier ist eine andere,
welche von den Vögeln halb aufgefressen ist. O, Ma¬
riane, Du hast mir mit Fleiß diesen schlechten Büschel
Kirschen gegeben, ich will diesen nicht haben!"
„Eines muß ihn haben," antwortete Wilhelm, „und
ich sehe nicht, daß er schlechter ist, als die andern. Wir
werden Alle einige Kirschen bekommen haben, die nicht
so gut sind wie die übrigen, aber wir werden darüber
nicht murren, und nicht so verdrießlich aussehen, wie
Du.«