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„Gib mir Deine schlechten Kirschen/ und ich will Dir 
zwey aus meinem schönen Büschel geben," sagte die gut¬ 
müthige Mariane. 
«Nein! nein! nein!" riefen die Kinder/ «behalte 
doch Deine eigenen Kirschen/ Mariane!" 
„Schämst Du Dich nicht/ Owen?" sagte Wilhelm/ 
„wie kannst Du so gierig seyn?" 
„Gierig? ich bin nicht gierig/" rief Owen ärgerlich; 
„aber ich will nicht die schlechtesten Kirschen; ich will 
einen andern Büschel haben." 
Er versuchte, einen andern Büschel von dem Stocke 
wegzureißen. Wilhelm hielt ihn über seinen Kopf em¬ 
por; Owen sprang darnach/ erhaschte ihn, und als seine 
Gefährten/ die um ihn herstanden/ seine Heftigkeit tadel¬ 
ten/ wurde er noch ärgerlicher. Er warf den Stock auf 
die Erde und zertrat in seiner Wuth alle Kirschen mit 
den Füßen, kaum wissend, was er that und was er sagte. 
Als seine Gefährten den Boden mit dem rothen 
Saft ihrer Kirschen befleckt sahen, die er mit den Füßen 
zertreten hatte, so wurden sie betrübt und zornig zugleich. 
Die Kinder hatten keinen Sechsling mehr, konnten 
daher auch keine Kirschen mehr kaufen, und die alte 
Frau sagte, daß sie ihnen keine weiter geben könnte. 
Indem sie traurig weiter gingen, sagten sie: „Owen 
ist so bösartig, daß wir weder mit ihm spielen, noch 
mit ihm sprechen, noch irgend etwas sonst mit ihm wei¬ 
ter zu thun haben wollen." 
Owen dachte, daß er sich ohne seine Freunde belu¬ 
stigen könnte, und sagte ihnen das; aber er fand, daß 
er sich geirrt hatte. 
Als sie beym Schulhause ankamen, saß ihre Lehrerin 
unter einem Vordache vor der Thür und las ein Papier, 
das mit großen Buchstaben bedruckt war. „Liebe Kin¬ 
der," sagte sie zu ihnen, „hier ist Etwas, das euch Freude
	        
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