240 XL. B. Die Kurfürsten nach der Reformation.
Landes-Verwaltung mit Ausnahme der Kirchen-, Justiz-, Lehns—
und Landtagssachen.
WVie eifrig der Kurfürst darauf bedacht war, Gewerbe und
Handel zu heben, dafür zeugt besonders die Anlage des Finow—
Kanals, den er 1605 begann, um die Havel und Oder in
Verbindung mit einander zu setzen; derselbe wurde jedoch erst
unter seinen Nachfolgern vollendet, 1609 die Hälfte von der
Havel bis zur Finow, 1620 das ganze Werk. Der dreißigjährige
Krieg vernichtete die kostspielige und mühevolle Arbeit so ganz,
daß sogar das Andenken an denselben aus dem Gedächtniß ent—
schwunden war, als König Friedrich II. 1743 den Bau aufs
neue begann und bis 1746, wenigstens der Hauptsache nach, zu
Stande brachte. — Durch neue Verordnungen vom Jahre 1604
suchte er dem Luxus zu steuern und theilte zu dem Ende die
städtische Bevölkerung in drei Stände; da jedoch neben dem
Wohlstande die Ungebildetheit der Bewohner dieselben veranlaßte,
nur in sinnlichem Genusse Erholung zu suchen, so ließ er sich
das Schulwesen besonders angelegen sein. So ist die Gründung
des Gymnasiums zu Joachimsthal bei dem Jagdschlosse
Grimnitz (1607) sein Werk, das er mit baaren und Natural—
Einkünften reichlich ausstattete.
Joachim Friedrich starb plötzlich am 18. Juli 1608 im
63. Jahre seines Alters.
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Johann Sigismund war eben auf einer Reise nach Preu—
ßen begriffen, um sich von dort aus bei dem Könige von Polen
um die Belehnung zu bewerben, als er die Nachricht von dem
Tode seines Vaters erhielt. Er ließ sich jedoch dadurch von sei—
ner Reise nicht zurückhalten, sondern schickte Adam Gans
v. Putlitz als Statthalter nach der Mark, während er selber seinen
Weg naͤch Königsberg fortsetzte. Der preußische Adel drang
zwar darauf, daß die vormundschaftliche Regierung von einer
Regentschaft geführt werden möchte, da jedoch die Städte sowohl
als auch mehrere Gesandte von deutschen Höfen die Forderung
Johann Sigismund's unterstützten, so wurde der Kurfürst im
Februar 1609 von Polen mit der Vormundschaft über Herzog
Äbrecht Friedrich betraut. Die Belehnung selber wurde jedoch
noch hinaus geschoben, da man erst die von den preußischen
Staͤnden erhobenen Beschwerden zur Untersuchung ziehen wollte.
Rach langen Verhandlungen endlich fand die Belehnung im