Erwerbungen Preußens. 371 
und bis zur Naab sich erstreckte, blieb bis zum Frieden in preu¬ 
ßischen Händen. 
Zunächst schloß Würtem berg am 13. August seinen Frie¬ 
den, das biß Hohenzollerschen Lande wieder herausgab, die es im 
Austrage des Bundestages besetzt hatte, und 8 Millionen Gulden 
Kriegskosten zahlte; dann folgte Baden am 17., das 6 Millionen 
zahlte, und endlich Bayern am 22., das einige Gebiete an 
seiner Nordgrenze zur Abrundung der preußischen abtreten und 
30 Millionen zahlen mußte. Mit Hessen-Darm st a d t verzögerte 
sich der Abschluß bis zum 3. September, es erhielt zwar Ober¬ 
hessen zurück, aber nur als Bestandtheil des norddeutschen Bun¬ 
des, mußte sich einige Gebiets-Abtretungen gefallen lassen und 
3 Millionen Gulden zahlen. Noch mehr zogen sich die Verhand¬ 
lungen mit Sachsen in die Länge. Nach den Bestimmungen 
des Prager Friedens sollte es zwar nicht im preußischen Besitze 
bleiben, doch dem norddeutschen Bunde beitreten; seine Bemühung, 
wie die süddeutschen Staaten eine selbständige Stellung zu be¬ 
haupten, war vergebens, in dem Friedensschluß vom 21. October 
verlor es zwar kein Land, zahlte aber 10 Millionen Thaler Kriegs¬ 
kosten. 
Einen glänzenderen Krieg hat Preußen nie geführt als diesen 
deutschen, einen vortheilhasteren Frieden nie geschlossen als diesen 
Prager und Berliner. Die ruhmvollen Thaten seiner Heere, mit 
ebenso großer Schnelligkeit wie Umsicht und Tapferkeit ausgeführt, 
erwarben ihm die Achtung nicht nur von ganz Europa, sondern 
man kann sagen der ganzen eivilisirten Welt, zumal da der 
Soldat als Sieger ebenso edelmüthig sich zeigte, wie er groß 
im Kampfe gewesen war. Mit Erstaunen hatte man wahr¬ 
genommen, wie hinter den in's Feld rückenden Heeren Reserve- 
Corps, wohl bewassnet und geübt, nachgeschickt werden konnten, 
theils die Verluste zu ersetzen, welche Krankheit oder das feind¬ 
liche Schwert in den Reihen der Krieger angerichtet hatte, theils 
die gewonnenen Landstriche zu besetzen, damit das agirende Heer 
nicht geschwächt würde. Und während der Kriegs-Minister 
v. Roon dies Alles still und geräuschlos zu Stande gebracht, 
hatte Gras Bismarck mit staatsmännischem Blicke dafür gesorgt, 
daß nicht wie nach den Befreiungskriegen die Feder verdarb, was 
das Schwert gewonnen. Und der Gewinn war ein großer, ganz 
abgesehen von dem ungeheuren Kriegsmaterial, das man erbeutet 
hatte. Durch Annectirung von Schleswig-Holstein, Han¬ 
nover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt war ihm nicht 
nur eine äußerst günstige Hafenküste zugefallen, sondern auch die 
24*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.