I. Die pyrenäische Halbinsel. L. Spanien.
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renäen eine Zeit lang im Besitz. Nicht lange nachher, 756, machten die
Araber in Spanien sich unabhängig von den Khalifen und ein anderer
Abderrhaman gründete eine neue Dynastie von Khalifen oder Königen, deren
Sitz Cordova ward. Von dieser Zeit an stieg der Wohlstand Spaniens
und erhielt sich einige Jahrhunderte hindurch. Die überwundenen Gothen
wurden von den Siegern milde Gehandelt, behielten die freie Uebung ihrer
Religion, ihre eigenen Gesetze und Sitten und zahlten bloß einen mäßigen
Tribut. Die Bevölkerung war ungeheuer und ans diesen Zeiten schreibt
sich vorzugsweise die ansehnliche Menge großer Städte her. Der Ackerbau
blühte; Künste und Wissenschaften, besonders Baukunst, Astronomie, Medi¬
cin und Philosophie wurden von den Arabern, zum Theil nach Anleitung
der Griechen, mit solchem Erfolge betrieben und ausgebildet, daß viele Wi߬
begierige aus dem übrigen Europa nach Cordova reisten, um dort Kennt¬
nisse zu erwerben, die man sonst nirgends fand. Als aber im I. 1051
der Regentenstamm von Cordova ausstarb und die Mauren, schon längst
uneins, sich in mehrere unabhängige Reiche zertheilten, verfiel auch ihre
Macht und der Wohlstand des Landes mit schnellen Schritten. Die Gothen
hatten unterdessen in Asturien die Grafschaft Oviedo gegründet, von wo
aus sie unaufhörliche Kriege mit den Mauren unterhielten. Schnell nahm
dieser kleine Staat zu; schon im Jahre 740 hatten sie Galicien, später
das nördliche Portugal erobert. Bald nachher entriß Karl der Große
den Mauren Spanien bis an den Ebro, und die Fortschritte der Christen
würden unfehlbar noch viel schneller gewesen sein, wenn sie nicht, ebenfalls
wie die Araber uneins unter sich, einzelne Fürslenthümer und Reiche zu
gründen gesucht hätten. So währte der Kampf mit abwechselndem Glücke
bis zum Ansang des Ilten Jahrhunderts, wo nun schon 3 bedeutende
christliche Reiche entstanden waren: die Königreiche Leon, Castilien und
Navarra, welche etwa die Hälfte des Landes in Besitz hatten. Noch über
vier Jahrhunderte währte der Kampf zwischen Mauren und Christen, jedoch
immer mehr mit entschiedenem Uebergewicht der Letzteren. Mehrere Male
zwar erhielten die Mauren bedeutende Hülfe von ihren Brüdern aus Afrika,
die indeß nicht verhindern konnten, daß seit der Mitte des 13ten Jahrh,
den Mauren in Spanien nur noch der Staat von Granada übrig blieb.
Und dieser vernwchte sich noch über 200 Jahre zu erhalten, so groß war
die Uneinigkeit unter den spanischen Königen. In dieser Heldenzeit der
Spanier zeichnete sich vor allen Don Rodrigo de Bivar, gewöhnlich der
Cid genannt, aus, welcher Titel (soviel als Herr) ihm von den Arabern
selbst ertheilt ward; auch entstanden in dieser Zeit und leisteten die ausge¬
zeichnetsten Dienste die geistlichen Ritterorden von Calatrava 1158, von
St. Jago 1170 und von Alcantara 1177. Die Eroberung von Lisboa
1147 durch Asfouso Henriquez von Burgund, bisher schon als Graf von
Portugal Statthalter des Landes, entschied die Gründung des Königreichs
Portugal. Endlich nach ewigen Theilungen und inneren Kriegen hatte»
sich aus den vielen christlichen Staaten in Spanien die beiden Gleiche von
Castilien und Aragon gebildet, welche durch die Heirath der Erbin von
Castilien, Jsabella, mit dem Kronprinzen von Aragon, Ferdinand, unter dem
Zunamen des Katholischen bekannt, 1479, als Beide zur Regierung ge¬
langten, zu einem Reiche vereinigt wurden. Diese beschlossen nun die
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