X. Griechenland.
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Nikopoli, an der Donau, wo diese die Osma und von der walachi-
schen .Seite die Aluta aufnimmt. Sie ist befestigt, ihre Vorstädte sind
meist von Griechen und Bulgaren, die Stadt mehr von Türken bewohnt;
die Zahl der Einwohner soll 15,000 betragen. Hier siegten !1396 die
Türken unter Bajazet I. über Sigismund von Ungarn. — Ruschtschuk, an
der Donau, wo diese den Kara-Lom aufnimmt. Sie ist befestigt imd soll
an 30,000 Einw. haben, wovon etwa die Hälfte Griechen, welche einige
Fabriken in Wolle, Leinen, Baumwolle, Leder und Taback und einen jan-
sehnlichen Handel auf der Donau unterhalten. Die Stadt brannte 'bei
einem Gefechte mit den Russen 1811 beinahe gänzlich ab. — Widdin,
eine starke Festung an der Donau, mit einer Citadelle und 25,000 Einw.
— Hirsowa, an der Donau, klein, aber befestigt. — Sophia (bulg.
Triaditza, das alte Sardike), in einem 'weiten Thale, am Fuße des
Balkan und an den Flüssen Jskar und Nissava; sie ist ummauert, hat ein
festes Schloß und gehört zu den besseren Städten des Reichs; die Zahl
der Einwohner soll 30,000 betragen, worunter die Türken die überwiegende
Mehrheit ausmachen. Sie hat warme Bäder, einige Fabriken und Handel.
— Silistria (Drista), eine starke Festung an der Donau, welche im
letzten Kriege viel gelitten, mit 23,000 Einw. — Warna (Odessus),
eine Festung in einer sumpfigen Gegend am Meere, mit einein Hasen, dein
einzigen fiir große Seeschiffe an dieser Küste, und 20,000 Einw. Sie
wurde 1828 nach einer hartnäckigen Vertheidigung von den Russen erobert
und ihre Werke vernichtet. In ihrer Nähe siel 1444 die blutige Schlacht
vor, in welcher König Ladislaus V. von Ungarn und Polen besiegt und
gefettet ward und welche dem Sieger Murad fast ganz Ungarn preisgab.
Nördlich von Warna glaubt man in dem kleinen, in einer sumpfigen Ge¬
gend liegenden Tomisvar das alte Tomi zu erkennen, wo Ovid in der
Verbannung starb. Wichtig ist die Eisenbahn, welche Warna mit Rusch-
tschuck verbindet. — Von Köstendsche am Schwarzen Meere, dem alten
Constantia, mit 3000 Einw., (Ovids Tomi lag zwei Stunden davon
entfernt), zieht sich nach Rassowa an der Donau der Trajanswall und
die Eisenbahn von Köstendsche bis zur Donau bei Tschernawoda. — Im
Innern des Landes, am Fuße des Balkan, Sch um na hSchumla), mit
60,000 Einw., aber von waldigen und befestigten Höhen umgeben, so daß
es in den Kriegen gegen die Russen 1774, 1810, 1829 gewöhnlich zum
Sammelplatz der türkischen Heere diente und noch nie hat erobert werden
können. — Tirno wa, ehemalige Hauptstadt Bulgariens mit 12,000 Einw.,
Sliwno (Selimma, islemje), am Südfuß des Balkan (Paß), 15,000
Einw., Fabriken, Handel, große Messe. — Der nordöstliche Theil deS Landes,
zwischen der Donau und dem Schwarzen Meere, Dobrudscha genannt,
ist eine fast ganz öde, zum Theil sehr fruchtbare, zum Theil aber sumpfige
Steppe mit wenigen tatarischen Einwohnern; hierin liegt die feste Stadt
Babatagh in der Nähe des Sees Ramsin, mit 10,000 Einw.
3. Macedonien (türk. Filiba Wilajeti), eine der fruchtbarsten
und bevölkertsten Provinzen, deren Hauptproducte in Wein, Oel, Reis,
Seide, Baumwolle und Taback bestehen. Die Hauptstadt ist:
Saloniki (Selanik, das alte Thessalonlke, früher Thema), an
der innersten, östlich ins Land gehenden Bucht des gleichnamigen Meer-