Full text: Asien, Australien, Afrika, Amerika (Bd. 3)

E. Amerika. 
Ueber die Zeit der ersten Entdeckung Amerikas herrschen verschiedene 
Meinungen. Daß dieser Welttheil den Alten unbekannt geblieben, ist wohl 
ausgemacht; ebenso, daß Europa erst durch die kühne Unternehmung Chri- 
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stoph Colons oder ColumbuS zur Kenntniß dieses Welttheils gelang 
ist; allein ebenso gewiß ist es auch, daß einzelne Theile desselben schon 
längere Zeit vorher von Europäern besucht worden, ohne daß sie die Wichtig¬ 
keit ihrer Entdeckung geahnt und ohne daß ihre Entdeckungen zur allgemei¬ 
nen Kunde gekommen wären. Wollte man Island zu Amerika rechnen, 
wozu es seiner Lage nach gehört, so wäre ein Theil dieses Welttheils schon 
861, ja sehr wahrscheinlich von christlichen Irländern selbst noch früher 
entdeckt worden. Doch auch abgesehen davon, ist gewiß, daß die Norweger, 
welche Island besetzt hatten und bis nach der Mitte des 13. Jahrhunderts 
einen eigenen Freistaat bildeten, von da aus theils absichtlich, theils durch 
Sturm verschlagen, wo nicht die Küste des festen Landes selbst, doch unstrei¬ 
tig die von Grönland besucht haben. Einer isländischen Sage nach sollen 
schon 895 die ersten Ansiedelungen auf der Ostkiiste von Grönland erfolgt 
sein, welche sich bald auch über die Westküste verbreiteten, von wo aus 
dann 986 Biörn und 1000 Leis eine andere Küste entdeckten, welche dieser 
wegen des dort gefundenen wilden Weines Bin land (Weinland) nannte. 
Ob dies Neu - Fundland, die Küste von Labrador, oder eine südlichere Gegend 
gewesen, ist lange zweifelhaft geblieben; fast alle Angaben aber stimmen 
nach den neuesten Untersuchungen darin überein, daß man diese alte norman¬ 
nische Colonie im heutigen Massachusets und Rhode-Jsland zu suchen habe. 
Auch von einigen Italienern geht die Sage, daß sie am Ende des 14. 
Jahrhunderts, durch Sturm verschlagen, Kenntniß von den Küsten Amerikas 
erhalten hätten, wie denn auch allerdings auf alten noch vorhan¬ 
denen Karten vom Jahre 1422 sich im westlichen Ocean eine Insel An¬ 
ti lia verzeichnet findet; mehr als wahrscheinlich aber ist dies entweder 
später eingetragen oder nach dunkeln Gerüchten und Vermuthungen^ aufge¬ 
nommen worden. Der wahre Entdecker Amerikas bleibt dennoch immer 
für uns Christoph Colon, welcher, nachdem er seine Dienste vergeblich der 
Republik Genua, Portugal und England angetragen, endlich von der Köni¬ 
gin Jsabella von Spanien drei kleine Schiffe erhielt, womit er am 3. August
	        
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