Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Vierte Periode des Mittelalters. 
Thron gehoben unb einst die kecke Aeußerung gethan hatte, er trage, 
wenn es Noth thue, noch andere Kaiser in der Tasche, brachte 1298 
einen Theil der Wahlfürsten dahin, im Dome zu Mainz die Absetzung 
Adolphs auszusprechen und zugleich Albrecht als Gegenkaiser aufzu¬ 
stellen. Der Erzbischof von Mainz und die Kurfürsten von Sachsen 
und Brandenburg luden Adolph vor Gericht, daß er sich über seine 
schlechte Ausführung rechtfertige, und als er aus die dritte Vorladung 
nicht erschien, so setzten sie ihn feierlichst ab und erwählten Albrecht I. 
zum König. Hierzu schienen sie um so weniger befugt, weil die Mehr¬ 
zahl der Kurfürsten abwesend war, und der Papst, auf dessen Geheiß 
sie die Wahl vorgenomnien zu haben erlogen, im Gegentheil Adolph 
zur Kaiserkrönuug nach Rom entboten hatte. Das Glück der Waffen 
mußte entscheiden. Bei dem Dorfe Göllheim unweit Worms kam es 
zur Schlacht. Durch verstellte Flucht wußte Albrecht die Leute seines 
und verliert Gegners in eine unvortheilhafte Stellung zu bringen, so daß ihnen die 
Albrecht I Sonne gerade ins Gesicht schien. „Weiche zurück," ries Adolph seinem 
Krone und Sohne Ruprecht zu, „meine Feinde lassen mich heute nicht am Leben!" 
Leben Doch per Sohn entgegnete: „Lieber Vater, ich folge Dir, wohin Du 
gehst, im Leben und im Tode!" „„Nun wohlan, mein Sohn,"" ver¬ 
setzte Adolph, „„es ist besser sterben, als mit Schanden leben."" 
Adolph stürzte mit dem Rosse und wurde ohnniächtig ans der Schlacht 
getragen. Aber er erholte sich wieder, bestieg ein anderes Roß unb 
stürzte sich abermals ohne Helm in die Schlacht. Albrecht focht in 
unscheinbarer Rüstung; er hatte mehreren Rittern seines Gefolges ge¬ 
stattet, den königlichen Wafsenrock anzulegen. Zwei fielen von Adolphs 
Hand, welcher in ihnen seineil königlichen Gegner zu durchbohren wähnte, 
in der Endlich erkannte er Albrecht, und indem er ihm zurief: „Hier niußt 
^Göllheim^ Du Leben und Reich lassen," traf ihn Albrechts Schwert auf die un- 
1298. bedeckte Stirn, daß er zu Boden stürzte. Ein Waffenträger Albrechts 
durchbohrte den Wehrlosen (1298). 
Adolphs Die allgemeine Anerkennung König Albrechts war die unmittel- 
^für°ihr-n^bare Folge dieses Sieges. Als er seinen ersten Reichstag zu Nürnberg 
Sohn, mit ungeheurem Pompe hielt, erschien eines Tages während der Tafel 
eine hohe Frau im Trauerschleier und warf sich weinend vor seiner 
Gemahlin Elisabeth nieder. Es war die Königin Wittwe, welche ihren 
gefangenen Sohn Ruprecht loszubitten kam. Die glückliche Königin 
versagte der unglücklichen ihre Fürsprache nicht. Aber Albrecht, finster 
und kalt wie immer, antwortete, sie möge sich an den Erzbischof von 
Mainz wenden, der den Gefangenen in Verwahrung habe. „So bin 
ich denn abgewiesen!" rief die unglückliche Gemahlin Adolphs aus,
	        
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